Kolumne

Die online Bewerbungswelt

Trotzdem Abheben zum Traumjob
Trotzdem Abheben zum Traumjob(c) Getty Images (pinstock)
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Auf zum Traumjob. Folge 25. Traumjobs fallen nicht vom Himmel, aber...

Die Veränderungen des letzten Jahres haben sich nicht nur auf unsere Lebenswelt massiv ausgewirkt, sondern auch in der Art und Weise wie wir uns für unseren zukünftigen Traumjob bewerben ist kein Stein auf dem Anderen geblieben.

In den letzten Jahrzehnten gab es kein Ereignis, welches mit nur mit annähernd ähnlicher Geschwindigkeit unser Leben verändert hat. Viele Dinge, die vor einem Jahr noch fast unmöglich erschienen bzw. die sich so auch kein Mensch hätte vorstellen können, sind ein Jahr später zu unserer Realität geworden.

Homeoffice ist in vielen Jobs heute die Regel und nicht mehr die Ausnahme. Und langsam, aber sicher ist, abgesehen von der Politik, für mehr und mehr Menschen sonnenklar, dass ein großer Teil dieser Veränderungen in Zukunft so bleiben wird.

Nicht nur aus purer Notwendigkeit, sondern weil sich vieles als praktisch oder gar nützlich erwiesen hat. Und wie wir alle wissen, ist der Mensch ja ein Gewohnheitstier und wenn ein neues Verhalten erst einmal etabliert ist, dann siegt die Bequemlichkeit meistens über die Veränderungsbereitschaft.

Die Arbeit des HR-Managements ist sehr stark von diesen Veränderungen betroffen und das wirkt sich selbstredend ebenso intensiv auf die Recruitingprozesse aus. Diese laufen in vielen Unternehmen mittlerweile zu 100 Prozent online ab. Aber was bedeutet das für die Bewerberinnen und Bewerber?

Online-Kompetenzen aufbauen

Ständig erreichbar zu sein ist ja schon seit Jahren eine der wichtigsten Tugenden in der Arbeitswelt. Das hat sich auch jetzt nicht verändert. Nichts desto trotz ist es wichtig sich davon nicht überrumpeln zu lassen.

Telefonische Vorab-Screenings sind mehr als davor üblich und manchmal bestehen die Recruiter hartnäckig darauf, das Gespräch in einem Moment zu führen, obwohl der Zeitpunkt gerade absolut unpassend ist, weil man sich beispielsweise gerade mit Kind und Kegel im Aufzug befindet.

Meinen New/Outplacement-Kundinnen und Kunden rate ich trotzdem standhaft zu bleiben und höflich auf einem Rückruf, sagen wir mal in einer halben Stunden, zu bestehen. Ein weiterer Punkt, der in der Online-Bewerbungswelt allerdings noch hinzukommt, ist die technische Qualität der eigenen Verfügbarkeit.

Wie im persönlichen Bewerbungsgespräch ist es im Online-Interview genauso wichtig, gut auf das Gegenüber zu wirken. Im Unterschied zum persönlichen Treffen können die Rahmenbedingungen im Online-Interview in weitaus größerem Ausmaß von uns selbst beeinflusst werden.

Da uns die Körpersprache im Online-Interview nur eingeschränkter zur Verfügung steht, bekommt unsere Stimme einen ungleich höheren Stellenwert. Allerdings wird die Wahrnehmbarkeit dessen, was wir sagen, in ungleich höherem Maße von der Qualität unserer Internetverbindung bzw. von der Leistungsfähigkeit unserer IT-Infrastruktur beeinflusst.

Eine Investition in einen Laptop/Smart-Phone/Tablet bzw. in die Bandbreite können sich hier sehr positiv auswirken. Natürlich ist gerade in Zeiten der Arbeitssuche die Bereitschaft teurere Anschaffungen zu machen, nicht besonders groß.

Meinen New/Outplacement-Kundinnen und Kunden empfehle ich an dieser Stelle sich die Sichtweise eines Unternehmers anzueignen. Für Unternehmer gehören Investitionen in die Zukunft schlicht und einfach mit dazu. Wenn es allerdings innerlich für einen so gar nicht geht, dann kann vielleicht ein guter Freund aushelfen. Und wer weiß, vielleicht lassen sich ja die Anschaffungskosten geschickt in die Vertragsverhandlungen für den neuen Traumjob miteinbauen.

Ein weiterer Aspekt, den wir im Online-Interview mitbeeinflussen können sind die Lichtverhältnisse in der eigenen Wohnung sowie der Hintergrund vor dem wir Auftreten. Lustige Videos bezüglich Letzterem erheitern ja derzeit verstärkt die Online-Community.

Pannen gehören jedoch im Online-Zeitalter dazu. Kein Grund zur Panik also, wenn die Verbindung mal abbricht oder der der falsch gewählte Hintergrund für ein paar Lacher im Gespräch sorgt.

Die Lichtverhältnisse lassen sich ganz leicht im Vorfeld bei einem Probegespräch mit Freunden überprüfen. Die sehr oft automatisch installierte Kamera-App kann hier im wahrsten Sinne des Wortes zusätzlich Licht ins Dunkle bringen. Und nicht zu vergessen ist, dass die Lichtverhältnisse sehr stark von der Tages- und Jahreszeit abhängig sind.

Die Performance vor der Kamera

Wie bereits erwähnt ist der Wahrnehmung unserer Person im Online-Interview eine andere. Im Gegensatz zum persönlichen Bewerbungsgespräch ist nur ein bestimmter Ausschnitt unseres Körpers sichtbar. Das ist für viele New/Outplacement-Kundinnen und Kunden noch etwas ungewohnt und in den Probe-Interviews ist oftmals nur der Kopf im Bild.

Empfehlenswert ist es aber, soweit es geht auch den Oberkörper sichtbar werden zu lassen, damit die Gestik der Hände ins Gespräch miteinfließen kann. Dadurch entsteht verstärkt der Eindruck man würde sich wie im persönlichen Interview gegenüber sitzen.

Das fördert die Entstehung einer vertrauten Gesprächsatmosphäre bei allen. In beiden Gesprächsformen bleibt der Augenkontakt der Schlüssel zur Verbindung mit dem Gegenüber. Es gibt in einem Gespräch keinen Körperbereich, dem mehr Aufmerksamkeit zu Teil wird als der Augenpartie.

Im Gespräch vor der Kamera gehen diese aber gerade anfangs sehr oft auf Wanderschaft, weil hier schlicht und einfach die Erfahrung fehlt. Das kann sehr leicht vor dem Spiegel eingeübt werden.

Aja und zu guter Letzt noch eine gute Nachricht und zwar was die Interviewfragen betrifft. Hier kann gut und gern auf bestehendes Wissen zurückgegriffen werden, denn die haben sich auch in der jetzigen Zeit nur kaum verändert.

Gutes Gelingen

Michael Hanschitz

Michael Hanschitz
Michael Hanschitz(c) Marek Knopp

Michael Hanschitz ist seit nunmehr 15 Jahren als New/Outplacementberater, Autor und Karrierecoach tätig. Er ist Gründer des Beratungsunternehmens Outplacementberatung (www.outplacementberatung.co.at) und Autor des Buches Menschen fair behandeln. Mit seiner Arbeit unterstützt er Menschen und Organisationen in schwierigen Veränderungsprozessen. Beraten mit Herz und Verstand lautet seine Devise.

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