Filmarchiv Austria

Filme gegen das Schweigen

Das digitale „Heimkino“ des Filmarchivs Austria zeigt Arbeiten von Margareta Heinrich: Eine Vorreiterin des heimischen Filmfeminismus.

Seit der Kampf um Gleichberechtigung wieder stärker im Fokus der Öffentlichkeit steht, schwappt eine Welle der Wiederentdeckungen durch die Filmkultur. Begrüßenswert, aber nicht ohne bitteren Beigeschmack: Der plötzliche Aufmerksamkeitsschub macht umso deutlicher, was alles über die Jahre vernachlässigt wurde. Auch in Österreich erfahren immer mehr Filmemacherinnen, deren Schaffen lang im Schatten schlummerte, zögerliche Neuwürdigung. Darunter eine Vorreiterin des heimischen Kino­feminismus, die sich 1994 das Leben nahm: Margareta Heinrich. Ihr Werk ist emblematisch für engagierte Filmformen der 1980er und 1990er. Und macht somit auch deren Randständigkeit im aktuellen Diskurs nachvollziehbar.

Beigestellt

Solidarität mit der Prostituierten

Als Tochter einer Köchin und eines Landwirts im burgenländischen Deutschkreutz geboren, kam „Maggie“ (wie ihre Freunde sie nannten) in den 1970ern nach Wien – und über ihren damaligen Partner zur Filmbranche, wo sie Erfahrungen als Regieassistentin sammelte. Anschließend bewarb sie sich als Frau im Regiefach an der Filmakademie: Damals beileibe keine Selbstverständlichkeit. Obwohl Heinrich selbst kein Mitglied feministischer Gruppierungen war, setzte sie sich zeit ihres Lebens für die Anliegen der Frauenbewegung ein, und ihr Zugang zum Filmemachen war weniger von Cinephilie und Kunstsinnigkeit geprägt als vom Glauben an das politische Wirkungspotenzial des Mediums.
Auf Pamphletismus lässt sich Heinrichs Œuvre jedoch nicht reduzieren. Ihr ursprünglich als Abschlussarbeit an der Filmakademie geplantes Dramolett „Genossinnen“ (1983) etwa hat wenig vom Propagandacharakter seiner Vorlage, einer Erzählung der freigeistigen Sowjet-Revoluzzerin Alexandra Kollontai. Stimmungsvoll, gemessen und mit nahezu asketischer Nüchternheit inszeniert Heinrich den Zerfall einer UdSSR-Ehe aufgrund der Unfähigkeit des Mannes, sich von überholten Rollenbildern zu lösen. Am Ende solidarisiert sich seine Gattin mit der von ihm gedungenen Prostituierten.

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