96 Prozent Zustimmung für Eva Glawischnig als Parteichefin sind beachtlich. Doch die Probleme der Grünen hat man dadurch noch nicht gelöst.
Die Grazer „Seifenfabrik“ hatten sich die Grünen als Ort für ihren Bundeskongress ausgewählt. Vielleicht, weil Eva Glawischnig insgeheim ein Parteitag-Ergebnis fürchtete, das sich gewaschen hat. Doch Glawischnig kann aufatmen: 96 Prozent Zustimmung sind ein sehr sauberes Ergebnis. Und das Resultat zeigt, dass die internen Querelen der Grünen zumindest nicht dem Ansehen Glawischnigs in der Partei schaden.
Zu optimistisch darf die grüne Obfrau die Lage vor den nahenden Wahlen trotzdem nicht sehen. In Wien würde die Partei zwar gern die Vorzüge einer rot-grünen Stadtregierung gegenüber einer SPÖ-Alleinherrschaft aufzeigen. Stattdessen gibt man aber nach außen hin nur das Bild eines zerstrittenen Haufens ab. In der Steiermark könnten die Grünen in linken Gefilden Wählerstimmen fischen, zumal KPÖ-Galionsfigur Ernest Kaltenegger nicht mehr am Start ist. Aber auch das gelingt nicht, wie Umfragen zeigen.
Einer der Gründe für die laschen Umfragewerte ist auch, dass Glawischnigs Vorgänger Van der Bellen Wähler außerhalb der klassischen grünen Zielgruppe angesprochen hat. Hier hat Glawischnig Nachholbedarf. Doch sie wird sich ohnedies nicht von den 96 Prozent Zustimmung blenden lassen. Denn im Jänner 2009 erhielt Glawischnig sogar 97 Prozent Zustimmung am Parteitag, die folgenden Europawahlen verliefen aber enttäuschend. Man kann also auch außerhalb der Seifenfabrik noch gehörig ausrutschen. (Bericht: Seite 3)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2010)