TV-Notiz

Am "Tatort" Dortmund ermittelt jetzt Stefanie Reinsperger

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Der neue „Tatort: Heile Welt“ erzählt von Rassismus und wie Fake News Leben zersören können. Ein tiefsinniger Krimi mit einer neuen Kommissarin aus Österreich.

Gleich am Anfang gibt's Randale und werden Bengalfeuer gezündet. Mitten in der Hochhaussiedlung herrscht Krieg - Kommissarin Martina Bönisch (Anna Schudt) steht dazwischen und kann es nicht fassen. „Heile Welt“, der neue „Tatort“ aus Dortmund, beginnt mit einer Vorblende auf das Ende. Man hat sich ein schwieriges Thema vorgenommen: Eine junge Frau wird tot in ihrem Keller gefunden. Sie wurde erschlagen, und offenbar hatte jemand auch versucht, sie zu vergewaltigen. Verdächtigt wird ein junger Moslem, der durch Drogendelikte amtsbekannt ist. Er lebt mit seinen Eltern in der Siedlung, in der man zwar nah beieinander wohnt - aber betont auf Distanz geht. Die Harz-IV-Empfänger, die Juden, die Moslems, die Rechten - jeder macht die jeweils andere Seite für den Mord verantwortlich.

„Heile Welt“ vermittelt das Unbehagen dieser feindseligen Nachbarschaft. Der Film zeigt, wie schnell ein kleiner Funke in so einer aufgeheizten Stimmung zu einem fatalen Flächenbrand führen kann. Am Ende ist überall Rauch, schleppen sich Verletzte in Sicherheit. Die Polizei wirkt angesichts der Wucht der sich entladenden Aggressionen überfordert.

Bönisch am Rande des Nervenzusammenbruchs

Bönisch ist angeschlagen: Sie wird in sozialen Medien als „Nazi“ beschimpft, weil sie den jungen Moslem kurzerhand festgenommen - und eine neugierige Nachbarin das Video davon ins Netz gestellt hat. Weitere Videos folgen, die völlig aus dem Zusammenhang gerissen Fake News über Bönisch und die Polizei verbreiten. Was folgt, ist ein Shitstorm in den sozialen Medien, der die Kommissarin an den Rande des Nervenzusammenbruchs treibt. So schnell ist ein guter Ruf, ja ein Leben zerstört. Sogar die Neue im Kommissariat - Rosa Herzog - zweifelt, ob Bönisch nicht zu weit gegangen ist. Die Österreicherin Stefanie Reinsperger stattet diese Figur mit reschem Selbstvertrauen aus: Die wird da Kommissariat noch aufmischen, das ist sicher.

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Regisseur Sebastian Ko illustriert die Hysterie im Netz, indem er die gehässigen SMS- und WhatsApp-Nachrichten auf dem Bildschirm aufpoppen lässt. Aufnahmen, wie von einem Handy gemacht, geben dem Zuschauer das Gefühl, direkt dabei zu sein. Und die Prügelorgie erinnert frappant an Aufnahmen von Reportern, die bei Demonstrationen nicht davor zurückschrecken, mittendrin zu stehen. Die Zeitlupen machen die Bilder nur noch eindringlicher.

Und was ist eigentlich mit dem Kollegen Peter Faber (Jörg Hartmann)? Der versteht die Welt nicht mehr, seit Bönisch einen ernsthaften Verehrer hat und sein Auto - „das stinkt nach nassem Hund“ - meidet, wenn's geht, weil sie lieber mit ihrem neuen Freund fährt. Also betrinkt sich Faber und freundet sich ausgerechnet mit einem Obdachlosen aus der Siedlung an. Faber ist einsam und eifersüchtig. Das steht ihm gut, weil dieser harte Knochen endlich einmal Gefühle zeigt - und in diesem düsteren Fall für kleine Schmunzler sorgt. Nur leider helfen ihm bei Bönisch weder der nostalgische „Sunshine Reggae“, den er auflegt, noch die Räucherstäbchen im Auto weiter. Kopf hoch!

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