Forschungsfrage

Warum halten Menschen keinen Winterschlaf?

Die Presse/Clemens Fabry
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Der Mensch hat gelernt, die kalten Monate warm und sicher zu überstehen. Nachts braucht er im Winter dennoch mehr Schlaf als im Sommer.

Der Gedanke klingt für manche wohl verlockend. Viel und fett essen, dann unter eine warme Decke kuscheln, einschlafen und ein paar Monate später schlank wieder aufwachen. Doch was bei Tieren funktioniert, klappt – leider – nicht beim Menschen. „Es gibt für ihn heute physiologisch keine Notwendigkeit mehr für einen Winterschlaf“, sagt der Schlafforscher Stefan Seidel von der Med-Uni Wien. Denn während Tiere eine Überlebensstrategie brauchen, um eisigen Temperaturen, bei denen sie keine Nahrung finden, zu entfliehen, hat der Mensch gelernt, sich seine Höhle so einzurichten, dass sich darin gut überwintern lässt. Außerdem hält er Nutztiere und legt Vorräte an: einst aus dem Ackerbau, heute wohl meist aus dem Supermarkt.

Was passiert nun, wenn sich Igel oder Siebenschläfer in einem Laubhaufen einrollen, um dort zu überwintern? „Der Zustand geht weit über den normalen Schlaf hinaus. Stoffwechsel und Gehirnaktivität verlangsamen sich, die Körpertemperatur sinkt auf wenige Grad über null“, erklärt Seidel. Bei manchen Spezies, etwa beim Arktischen Ziesel, kühlt der Körper sogar auf minus drei Grad Celsius ab. Ein Igelherz schlägt dann etwa statt 200- nur noch fünfmal pro Minute, statt 50-mal atmet das Tier nur noch ein bis zweimal pro Minute. Zwischendurch wachen die Tiere aber auch auf, ändern die Schlafposition, urinieren oder geben Kot ab. Aus dem Winterschlaf ganz aufzuwachen dauere mehrere Stunden, so Seidel. Viel länger also, als wenn der Mensch nachts erwacht.

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