Impfstoffe

Pfizer wollte von EU 54 Euro pro Dosis

Pharmakonzern forderte zuerst weit überhöhten Preis für Corona-Impfstoff.
Pharmakonzern forderte zuerst weit überhöhten Preis für Corona-Impfstoff.(c) imago images/Rupert Oberh�user (Rupert Oberh�user via www.imago-images.de)
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Pharmakonzern forderte zuerst weit überhöhten Preis. Außenminister Schallenberg kritisiert zögerliche Zulassung.

Brüssel/Wien. Nach und nach werden neue Details über die Vertragsverhandlungen der Pharmahersteller mit der EU und weiteren Länder öffentlich. Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet von ersten Angeboten von Pfizer/Biontech an die EU im vergangenen Sommer, die zu Irritationen in den Mitgliedstaaten geführt und zu Verzögerungen beigetragen haben. Der US-Konzern mit deutschem Partner forderte damals 54,08 Euro pro Impfdosis.

Das Unternehmen bot der EU-Kommission die Lieferung von 500 Mio. Dosen zu diesem Preis an. Das hätte ein Volumen von 27 Mrd. Euro bedeutet. Noch wenige Tage zuvor hatte Biontech-Chef Ugur Sahin versichert, dass kein Unternehmen sich mit dem Corona-Impfstoff „eine goldene Nase verdienen“ werde.

Laut den Recherchen der Zeitung hatte das extrem hohe Angebot den Widerstand einiger EU-Regierungen ausgelöst. Der überhöhte Preis und die daraus folgenden „schleppenden Verhandlungen“ (Sahin) dürften ein Grund für die Verzögerungen gewesen sein. Denn erst im vergangenen November kam ein erster Vertrag zwischen der EU und Pfizer/Biontech zustande. Der Preis pro Dosis wurde letztlich laut Medienberichten auf 15,50 Euro festgesetzt. Er lag damit fast genauso hoch wie für die USA (16 Euro), aber deutlich unter jenem von Israel, das laut mehreren Quellen doppelt so viel zahlte.

Kritik an EMA

Kritik an der Europäischen Arzneimittelagentur EMA kommt indessen von Außenminister Alexander Schallenberg. Die Coronakrise zeige, „dass es dringend Anpassungen im System bedürfe“, so Schallenberg in einer Aussendung. „Bei der Zulassung der Impfstoffe sind wir zu zögerlich.“ So komme in Großbritannien der Impfstoff von Johnson&Johnson bereits zum Einsatz. Es sei „unverständlich, warum es in der EU dermaßen lang dauere“. Die in Amsterdam ansässige EMA müsse hier schneller handeln. Die Datengrundlage für die Entscheidung müsste längst gegeben sein.

Peter Liese (CDU), Gesundheitssprecher der Europäischen Volkspartei im Europaparlament, kann diese Kritik nicht nachvollziehen. Der Vorwurf des Schlendrians bei der Zulassung der Impfung von Johnson&Johnson – die EMA will diesbezüglich im März entscheiden – sei „völlig unangemessen“, zumal der Konzern nach eigenen Angaben ohnehin nicht vor April mit der Auslieferung in der EU beginnen könne. „Die EMA arbeitet auf Hochtouren“, betont Liese. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2021)

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