Der Simulationsforscher

Nikolas Popper: „Die Prognose ist nur ein Nebenaspekt“

Simulationsforscher Nikolas Popper
Simulationsforscher Nikolas PopperAPA/HELMUT FOHRINGER
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Er untersucht, welche Maßnahmen wirken. Oder wirken könnten.

Vielleicht kommt es von seinem Interesse an der Philosophie? Nikolas Popper formuliert die Dinge gern positiv – trotz allem. Wenn man ihn fragt, ob die dritte Welle und der nächste Lockdown anstehen, sagt er: „Viele – auch aus meinem Team – würden Ihnen sagen, sobald wir leicht steigen – und das tun wir – ist das unvermeidbar. Aber man könnte auch sagen: Wir screenen allein in den Schule jede Woche eine Million Leute. Das kann sehr effektiv sein, vor allem wenn der nächste Schritt – die Quarantäne – klappt.“

Popper, Simulationsforscher an der TU Wien und Mitinhaber der Forschungsfirma dwh GmbH und sein Team sind Teil des Prognosekonsortiums. Er erinnert aber gern daran, dass „die Prognose nur ein Nebenaspekt ist“. Denn eigentlich modellierten seine Modelle Maßnahmen und dynamische Effekte. Man untersucht, wie sie wirken oder wirken könnten, wenn genügend Menschen mitmachen. Als Experte für Interventionsmodellierung (also dafür, wie Maßnahmen wirken) sah er auch die Lockdownmüdigkeit früh voraus. Als größten Fehler sieht er das „ gegenseitige Fingerzeigen unter politischen Entscheidungsträgern, aber manchmal auch unter Wissenschaftlern“. (uw)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2021)

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