LITERATUR

Fishing for a lost word

Eines der eigensinnigsten Erzählprojekte der österreichischen Gegenwartsliteratur: Richard Walls „Irland-Zyklus“. Im jüngsten, fünften Band werden Zeit und Raum zu Mitspielern des diskreten Erzählens von Wall. „Tim Robinson und Connemara“ ist das schönste Buch der Reihe.

Nun ist der fünfte und bisher letzte Band von Richard Walls „Irland-Zyklus“ erschienen. In seiner verhaltenen Wildheit stellt der vor dreißig Jahren begonnene Zyklus für mich eines der eigensinnigsten Erzählprojekte der österreichischen Gegenwartsliteratur dar. Der Name „Wildleser Verlag“ passt, weil das Buch aus uns aufmerksame Wildleser und Wildleserinnen macht, umso mehr als die Frauen im Erzählen Walls nirgends vergessen sind, nicht nur in der Gestalt von Caitlín Maude (1941 bis 1982), der irländischen „Pasionaria von Ros Muc“.

Eigensinnig ist allein schon die Wahl des erzählten Raums: das an der felsigen Granitküste Irlands im äußersten Westen Europas gelegene Gebiet von Connemara, wo noch Irisch gesprochen wird. Eigensinnig ist auch, jedenfalls im Gegensatz zur neoliberalen Weltlandschaft, eine epische Landschaftserzählung, die sich den Menschen, ihrem Leben, ihrer Arbeit und ihrem aus dem Widerstand geborenen Erinnern an die Seite stellt. Das Schreiben Richard Walls ist von diesem selbstbewussten künstlerischen Eigensinn getragen, und unverkennbar ist im kritischen Sprachbewusstsein auch der Eigensinn der österreichischen Literatur am Werk. Deren Sprachempfindlichkeit erfährt im „Irland-Zyklus“ eine politische Wendung, wenn der Autor die Spuren des englischen Sprachimperialismus in der Zerstörung der authentischen irischen Landschaftsnamen analysiert und im Sinne Wittgensteins den Kampf gegen die Kolonisierung des Verstandes durch die Mittel der Sprache führt.

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