Atomabkommen

Iran: Proteste im Parlament gegen Vereinbarung mit UN-Atombehörde

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(210221) -- TEHRAN, Feb. 21, 2021 -- The International Atomic Energy Agency (IAEA) Director General Rafael Grossi (C) iimago images/Xinhua
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Iranische Hardliner sind gegen eine Fortsetzung der Kontrollen durch die Internationale Atomenergiebehörde IAEO.

Die Vereinbarung des Iran mit der UNO-Atombehörde IAEA über eine Fortsetzung der Zusammenarbeit hat zu Protesten von Hardlinern und Regierungsgegnern im iranischen Parlament geführt. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Tasnim wurden am Montag die geplante Sitzung zum Budget des neuen persischen Jahres - ab 21. März - unterbrochen und eine nicht öffentliche Sitzung einberufen. In der soll die neue Vereinbarung mit der Wiener UN-Agentur untersucht werden.

Der Generaldirektor der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO / IAEA), Rafael Grossi, hatte am Sonntag in Teheran vom iranischen Atomchef Ali Akbar Salehi die Zusage erhalten, dass die Behörde ihre Kontrollen des iranischen Atomprogramms für drei Monate zumindest eingeschränkt fortsetzen kann. Die Inspektoren hätten zwar nicht den gleichen umfassenden Zugang wie vorher, doch er erwarte, dass sie ihre Aufgabe erfüllen könnten, sagte Grossi nach seiner Rückkehr nach Wien. Die Kontrollen sollen sicherstellen, dass das iranische Atomprogramm nur zivilen Zwecken dient. Die IAEA hofft, binnen drei Monaten eine weiterreichende Lösung zu finden.

Nicht im Einklnag mit Atomgesetz

Nach Ansicht einiger Abgeordneter steht die Vereinbarung mit Grossi jedoch nicht im Einklang mit dem im November 2020 mit den Stimmen der Hardliner verabschiedeten iranischen Atomgesetz. Außenamtssprecher Said Khatibsadeh hielt dagegen, dass die Zusammenarbeit mit der IAEA ab Dienstag eingeschränkt und zudem das Videomaterial der IAEA-Überwachungskameras für drei Monate konfisziert würden. "Alles im Rahmen des neuen Atomgesetzes", sagte der Sprecher.

Die iranische Atomorganisation AEOI erklärte, wie vom Parlament angeordnet, werde der Iran ab Dienstag mit der IAEA nicht mehr im Rahmen des IAEA-Zusatzprotokolls, sondern lediglich auf der Basis des Atomwaffensperrvertrags zusammenarbeiten. Demzufolge werde es bei Inspektionen der Anlagen Einschränkungen geben.

Die AEOI bestätigte auch, dass die IAEA in den nächsten drei Monaten keinen Zugang mehr zum Videomaterial seiner Überwachungskameras haben werde. Falls in dieser Zeit eine politische Einigung erzielt werden sollte, erhalte die IAEA auch die Videos. Wenn nicht, würden sie gelöscht. Eine Einigung muss laut AEOI in erster Linie eine Aufhebung der US-Sanktionen beinhalten.

Neubelebung des Wiener Abkommens

Das Wiener Atomabkommen von 2015 Teherans mit den fünf UNO-Vetomächten sowie Deutschland sollte den Iran am Bau einer Nuklearwaffe hindern, im Gegenzug sollten die Sanktionen gegen Teheran aufgehoben werden. Unter Präsident Donald Trump stiegen die USA jedoch 2018 aus dem Deal aus und verhängten erneut Sanktionen, um den Iran wirtschaftlich niederzuringen. Weil die anderen Partner der Vereinbarung sich faktisch auch an die US-Sanktionen hielten, nimmt seit Mai 2019 auch der Iran Schritt für Schritt von dem Abkommen Abstand und hält zunehmend Abmachungen nicht mehr ein.

Nach dem Wechsel im Weißen Haus bemühen sich die europäischen Staaten, das Atomabkommen neu zu beleben. In der Vorwoche gab es dazu Gespräche zwischen den Außenministern Frankreichs, Deutschlands und Großbritanniens sowie US-Außenminister Antony Blinken, der am Montag auch an einem Treffen aller EU-Chefdiplomaten in Brüssel teilnimmt. Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) äußerte im Vorfeld des Treffens die Hoffnung auf eine Vermittlerrolle Europas zwischen Washington und Teheran.

Dem Iran geht es hauptsächlich um die Sanktionen, die das ölreiche Land in die schlimmste Wirtschaftskrise seiner Geschichte gestürzt haben. Das könnte im iranischen Wahljahr auch innenpolitische Folgen haben. Teheran erklärt, nicht zu Atomverhandlungen mit der US-Regierung unter Joe Biden bereit zu sein, solange die USA nicht zum Abkommen zurückkehrten und ihre Sanktionen aufheben würden. 

(APA/dpa)

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