Katholische Kirche

Eine Frau wird Generalsekretärin der deutschen Bischofskonferenz

Beate Gilles und der Limburger Bischof Georg Bätzing.
Beate Gilles und der Limburger Bischof Georg Bätzing.APA/AFP/POOL/SASCHA STEINBACH
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Die deutsche Bischofskonferenz hat mit Missbrauchs- bzw. Vertuschungsvorwürfen zu kämpfen. Da kommt die Nachricht, dass die Theologin Gilles dem Geistlichen Langendörfer als Generalsekretärin nachfolgen soll, gerade recht.

Mit Turbulenzen und Kritik hat die deutsche Bischofskonferenz am Dienstag begonnen, mit einer historischen Nachricht machten die deutschen Bischöfe dann am Nachmittag Schlagzeilen. Denn erstmals haben sie eine Frau zu ihrer Generalsekretärin gewählt. Die Theologin Beate Gilles wird Anfang Juli dem Geistlichen Hans Langendörfer nachfolgen, teilte die Bischofskonferenz am Dienstag in einer Aussendung mit. "Ich sehe das als starkes Zeichen, dass die Bischöfe ihrer Zusage nachkommen, Frauen in Führungspositionen zu fördern", sagte Konferenzvorsitzender Georg Bätzing.

Gilles war in seiner Diözese bisher für Kinder, Jugend und Familie zuständig. "Ich freue mich auf die neue Aufgabe", kommentierte Gilles die Wahl. Sie ist seit heuer auch Bundesvorsitzende von IN VIA Deutschland, dem katholischen Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit. Außerdem sitzt sie für die hessischen Diözesen im Rundfunkrat des deutschen Bundeslandes.

Beobachter werteten die überraschende Wahl als Versuch der deutschen Bischöfe, sich in einer Affäre um die Vertuschung von Missbrauchsskandalen etwas Luft zu verschaffen. Ins Kreuzfeuer war diesbezüglich der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki geraten. Auch der Limburger Bischof Bätzing hatte seinem Kollegen Fehlverhalten vorgehalten. Er hatte Woelki offen Fehler vorgeworfen.

Provokante Plastik vor dem Dom

Der Start der digitalen Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz am Dienstag war im ganzen Land Protestaktionen von geprägt. Vor dem Kölner Dom wird drei Tage lang die Großplastik "Der Eichelbischof" des Düsseldorfer Künstlers Jacques Tilly ausgestellt, welche "die negativen Auswirkungen der kirchlichen Sexualmoral" darstellen soll, wie die Organisatoren mitteilten. Die provokante Skulptur war bereits am Rosenmontag in Düsseldorf zu sehen gewesen.

Organisiert wurde die Aktion auf der Kölner Domplatte von der Giordano-Bruno-Stiftung sowie mehreren Betroffenenverbänden wie dem „Eckigen Tisch". Zusätzlich wird in der Domstadt die Kunstinstallation "Die lange Bank des Missbrauchsskandals" gezeigt. Das Kunstwerk ist laut Veranstalter eine Anspielung auf das Versprechen des Missbrauchsbeauftragten der Bischofskonferenz, Stephan Ackermann, nichts auf die lange Bank schieben zu wollen.

Forderungen nach Kirchenreformen

In ganz Deutschland wollen Anhängerinnen der Bewegung Maria 2.0 zudem mit sieben Thesen an Dom- und Kirchentüren auf ihre Forderungen nach Kirchenreformen aufmerksam machen. Mit ihrem "Thesenanschlag", eine Referenz an den Kirchenreformer Martin Luther, fordern die Katholikinnen unter anderem eine geschlechtergerechte Kirche, die Aufklärung und Bekämpfung der Ursachen von sexualisierter Gewalt sowie die Aufhebung des Pflichtzölibats.

"Dass Luther seine Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg genagelt haben soll, ist wohl eher eine Legende, aber seine Thesen haben etwas Großes in Bewegung gesetzt", heißt es in einer Erklärung von Maria 2.0. Dasselbe Ziel habe die Reformbewegung mit ihrer Protestaktion "Thesenanschlag 2.0".

Kirche im Krisenmodus

In ihrer ersten digitalen Vollversammlung wollen die 68 Mitglieder der Bischofskonferenz über den Missbrauchsskandal und auch über das Problem der Kirchenaustritte beraten. Im vergangenen Jahr mussten die Bischöfe so viele Kirchenaustritte wie noch nie melden, aktuell treten im stark in der Kritik stehenden Erzbistum Köln besonders viele Katholiken aus.

Papst Franziskus schickte der Bischofskonferenz indes eine Aufforderung zur Vergebung. Der Apostolische Nuntius, Erzbischof Nikola Eterovic, warnte in einem Schreiben an die deutschen Bischöfe vor der negativen Kraft von Konflikten. Er spielte damit auf das Zerwürfnis der Bischöfe in der Frage der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen an.

Grußwort des Papstes: „Seid gütig zueinander"

Die Bischofskonferenz veröffentlichte das Grußwort des Papstes direkt vor Beginn der Versammlung. "Jede Art von Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung mit allem Bösen verbannt aus eurer Mitte - seid gütig zueinander, seid barmherzig, vergebt einander, wie auch Gott euch in Christus vergeben hat", heißt die zitierte Stelle aus Paulus' Brief an die Epheser.

Diese Worte würden für alle Christen gelten "und damit auch für die Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz", schrieb der vom Papst als Vertreter nach Deutschland entsandte Erzbischof. Dabei schrieb er mit Blick auf die Corona-Pandemie und deren Folgen für die Kirche, aber auch mit Blick auf sexuellen Missbrauch und der fortdauernden Kirchenaustritte: "Auch die katholische Kirche in Deutschland befindet sich in einer Krise."

(APA/AFP)

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