Stefaniensaal

In Graz wagt sich der Nachwuchs an "Don Giovanni"

Im Grazer Stefaniensaal wurde am Montagabend, 21. Februar 2021, eine Produktion von Mozarts 'Don Giovanni' aufgezeichnet.
Im Grazer Stefaniensaal wurde am Montagabend, 21. Februar 2021, eine Produktion von Mozarts 'Don Giovanni' aufgezeichnet. APA/KARIN ZEHETLEITNER
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Unter Aufsicht der Wiener Philharmoniker wurde halbszenisch Mozarts Oper gespielt, mit lauter jungen Darstellern.

Die Unsitte, eine Ouverture zu inszenieren, macht in Graz auch vor „Don Giovanni“ nicht halt. Zu den einleitenden d-Moll-Akkorden umarmen Giovanni und Donna Anna einander leidenschaftlich und ziehen sich dann hinter einen Vorhang zurück, während Leporello versucht, die Verführungsszene zu beobachten und sie in das Erfolgsregister seines Herrn einzutragen – Donna Anna scheint sich ja willig gezeigt zu haben, sie hat ihr feuerrotes Kleid abgelegt und zeigt sich in weißen Unterkleidern...

Solch Misstrauen gegenüber instrumentaler Musik hat sich Mozart nicht verdient. Auch sonst gehen die Verantwortlichen des bemerkenswerten Nachwuchsprojektes – gezeigt vor ausgewählten Gästen im Stefaniensaal halbszenisch als Art Generalprobe mit Streaming-Produktion – mit der Vorlage nicht zimperlich um. Don Ottavios erste Arie fehlt, das deutet auf die Prager Version, aber nach der Pause passiert tatsächlich freches Neues: Der zweite Akt beginnt mit Elviras eigentlich später platzierter Arie „Mi tradì quell'alma ingrata“ aus der Wiener Fassung. Was hätte Nikolaus Harnoncourt über diese neue „Grazer Fassung“ gesagt?

Alessandrini dirigiert flott und impulsiv

Auf den Chor wird ganz verzichtet, an vielen Stellen wurde herumgeschnipselt und beschnitten, die „Scena ultima“ mit dem Appell, das Böse zu verdammen, besteht nur noch aus der zweiten Hälfte. Alle Verkleinerungen kratzen an Inhalt, Struktur und Façon der Oper, deren Energie und Schlagkraft können sie nicht ganz umbringen. Das liegt hauptsächlich am impulsiven und flott bewegten Dirigat von Andrea Alessandrini an der Spitze des minutiös engagierten Orchesters der Angelika-Prokopp-Sommerakademie der Wiener Philharmoniker. Vernünftige Tempi und handwerkliche Verlässlichkeit können viel bewirken.

Viele gute Geister halfen zusammen, vom Grazer Musikverein bis zu Michael Werba, der mit Niels Muus vom MUK die künstlerische Richtung bestimmte. Regisseur Wolfgang Gratschmaier arrangierte auf Podien und verschiedenen Ebenen halbwegs turbulentes, mitunter derbes Buffo-Theater – ohne Bühnentechnik ist das doch herausfordernd. Für die höchst motivierten Jungsänger, allesamt Studenten österreichischer Ausbildungsstätten, galt der olympische Gedanke: Dabei sein ist alles. Besonders überzeugend: Alexander Fritze als Commendatore, ein seriöser Bass, der bereits ein Engagement in der Schweiz geschafft hat.

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