Abschied

House-Roboter in Pension: Daft Punk getrennt

Auch ihre Handschuhe waren streng metallisch: Das Duo Daft Punk.
Auch ihre Handschuhe waren streng metallisch: Das Duo Daft Punk.(c) AFP
  • Drucken

Das französische Elektropop-Duo Daft Punk verabschiedet sich mit einem „Epilogue“ aus der Wüste, mit Kinderchor. Damit ist ein 28-jähriges, bald naseweises, bald kluges Spiel mit Retro-Ästhetik zu Ende – das in seinen besten Momenten die Koketterie hinter sich ließ.

Kein Sterblicher hat, zumindest offiziell, je ihre Gesichter gesehen: Thomas Bangalter und Guillaume Emmanuel alias Guy-Manuel de Homem Christo bestanden über all die Jahre auf ihrer persönlichen Pflicht, Robotermasken zu tragen, wahrscheinlich aus einer exzentrischen Interpretation des Kraftwerk-Slogans „Wir sind die Roboter“ heraus, aber was weiß man schon bei diesen geheimnisvollen Franzosen?
Auf dem – selbstverständlich aufklappbaren – Cover ihres ersten Albums (1997) zeigten sie dafür einen intimen Blick auf den Schreibtisch eines Teenager-Zimmers: Einen Globus sah man da, eine Single von Chic (nicht „Le Freak“ natürlich, sondern „Stage Fright“), ein Kiss-Poster (Tour 1976), einen Kofferplattenspieler, Musikkassetten, einen „Playboy“ und eine Musikzeitschrift (aufgeschlagen: der Artikel „The secret of teaching yourself music“), darüber ein Schulheft mit der Aufschrift „Homework“...

So hieß auch das Album, und das war mindestens zweideutig gemeint: die Hausaufgaben, die der kleine Thomas und der kleine Manuel einst, in den silbernen Siebzigerjahren zu erledigen hatten; und die Fleißarbeit, den Pop von gestern nicht zu kopieren, sondern mühsam und strebsam in ein Heute zu übersetzen, in „High Fidelity“, so hieß eines der Stücke. Ein anderes hieß „Rock'n'Roll“ und erinnerte die Alten anfangs an das gleichnamige Stück von Gary Glitter, narrte sie damit freilich. Was für ein kokettes Spiel mit der Versuchung zur Nostalgie, zugleich mit der Angst, die damals, in den späten Neunzigerjahren, vielen Popmusikfreunden akut bewusst wurde: dass alle Stilrichtungen ausgereizt seien, dass man nun wirklich nichts mehr Neues machen könne. Oder doch? French House nannten bald manche die Etüden von Daft Punk, aber das blieb ein Hilfsausdruck. Dafür blieb mindestens der Track „Around The World“ in den Ohren, mit seinem extrem ausgereizten Spiel mit dem Frequenzfilter, der unablässigen Wiederholung.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.