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Warum uns Telefonzellen so seltsam berühren

Minimalversion von Privatsphäre: Wiener Telefonzelle.
Minimalversion von Privatsphäre: Wiener Telefonzelle.Clemens Fabry
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Bei „Carmen“ in der Wiener Staatsoper steht nun im ersten Akt eine Telefonzelle auf der Bühne. Was will sie uns sagen?

Woher rufst du an? Im Song „Diamonds And Rust“, ihrer Abrechnung mit Bob Dylan, stellt Joan Baez ihm die alte Frage der Eifersüchtigen: „Where are you calling from?“ Und antwortet selbst: „A booth in the midwest.“ Man hat sie gleich vor sich, die endlose amerikanische Landschaft: Highway, Felder, Stromleitungen, vielleicht eine Tankstelle am Horizont. Und im Vordergrund, sozusagen mitten im „middle of nowhere“, die Telefonzelle, schäbig natürlich. Auf ein Minimum reduziert hat diese Sehnsuchtslandschaft der US-Künstler Ed Ruscha: Das Bild „Blue Collar Telephone“ (1992) zeigt nur die obere Leiste der Zelle mit der Aufschrift „Telephone“, darüber graue Wolken.

Eine Telefonzelle stellt auch Calixto Bieito in seiner nun auch in Wien angelaufenen „Carmen“-Inszenierung auf die Bühne, in den Nebel, im ersten Akt, bevor die Autos kommen. Sie wirkt wie ein melancholischer, ja poetischer Gegenpol zum derben bis plumpen Treiben der Protagonisten. Zugleich sagt sie: Ich bin nicht von heute. Wir sind nicht im Heute.

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