Management

Versunkene Kosten bleiben am besten versunken

Mayday - We are sinking!
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Kolumne "Hirt on Management": Folge 145. Wie die „Sunk Cost Fallacy“ zu fatalen Managementfehlern führt.

Stellen Sie sich vor, dass Sie sich jeden Freitag mit einem Freund zum Tennisspielen treffen und dazu ein preisgünstiges Saisonabo im Voraus bezahlt haben. Das Abo ist so preisgünstig gewesen, dass Sie unter keinen Umständen Ihr Geld zurückbekommen können.

Es ist Freitagfrüh und Sie verspüren stechende Schmerzen in ihrem Tennisarm. Gehen Sie trotzdem Tennis spielen, „damit sich das Abo lohnt“ und riskieren eine schwere Entzündung oder sagen Sie die Tennispartie für diesen Freitag ab?

Vorsicht: Schwerer Fehler

Die Menschen, die trotzdem Tennis spielen gehen, „damit sich das Abo lohnt“ unterliegen der „Sunk Cost Fallacy“, einer der häufigsten und schwersten Quellen von Managementfehlern.

Kosten sind dann „sunk“, also versunken, wenn diese sich nicht mehr rückgängig machen lassen und daher auch durch zukünftige Entscheidungen nicht mehr beeinflusst werden können.

Diese versunkenen Kosten sind bei rationaler Betrachtung irrelevant und sollten bei der Abwägung zwischen Handlungsalternativen keine Berücksichtigung finden.

Die „Sunk Cost Fallacy“ wird auch die „Concorde Fallacy“ genannt, nach dem legendären Überschall-Passagierjet, einem britisch-französischen Gemeinschaftsprojekt. Das Projekt wurde noch lange nachdem klar war, dass es kaufmännisch nicht vertretbar ist, fortgesetzt.

Scheitern zu Kenntnis nehmen

Statt das Scheitern zur Kenntnis zu nehmen und den Verlust abzuschreiben investiert man weiterhin in ein aussichtsloses Projekt und wirft dem „schlechten“ Geld, „gutes“ Geld hinterher.

Mit „gutem“ Geld ist Geld gemeint, dass man besser in ein anderes Projekt stecken sollte, als in das aussichtslose Projekt.

Es ist genau so, wie wenn man nach zehn Minuten im Kino draufkommt, dass der ausgewählte Film einem nicht gefällt.

Jetzt wäre es rational, dass Kino sofort zu verlassen und mit seiner Zeit etwas anderes zu unternehmen.

Bleibt man im Kino hat man nämlich den doppelten Schaden. Einerseits ist das Geld für die Kinokarte weg und andererseits, verschwendet man noch zwei unwiederbringlich kostbare Stunden seines Lebens in einem dunklen Raum unter Langeweile. Die Lebenszeit könnte man noch retten, also sollte man es tun.

Das Wichtigste in Kürze

Überlegen Sie bei jeder Entscheidung, ob Sie nicht gerade unachtsam und irrational sind und Kosten In Betracht ziehen, die bereits entstanden sind und nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Denn diese Kosten sollten Sie bei ihrer Entscheidung nicht berücksichtigen!

In der nächsten Kolumne beschäftigen wir uns mit der Frage, was wir aus der Schlacht von Agincourt (1415) für modernes Management lernen können.

Schicken Sie Ihre Fragen an Michael Hirt an: karrierenews@diepresse.com

Die Fragen werden anonymisiert beantwortet.

Ausblick: Die nächste Kolumne von Michael Hirt erscheint am 11. März zum Thema „Von den Happy Few und den Unhappy Many. Was wir aus der Schlacht von Agincourt (1415) für modernes Management lernen können.“

Hier finden Sie die gesammelten Kolumnen.

Michael Hirt ist Managementexperte und -berater, Executive Coach, Keynote Speaker und Buchautor. Hirt verhilft Führungskräften zu außergewöhnlichen Leistungs- und Ergebnissteigerungen, mit hoher Auswirkung auf den Erfolg ihres Unternehmens. Er studierte in Österreich, den USA (Harvard LPSF) und Frankreich (INSEAD MBA) und ist weltweit tätig.

Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

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