Siegfried Wolf - Vom Werkzeugmacher zum Top-Manager

File picture of Magna Europe chief Wolf in Graz
File picture of Magna Europe chief Wolf in Graz(c) REUTERS (Herwig Prammer)
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Portrait des bestbezahlten Managers Österreichs: Magnachef, Multi-Aufsichtsrat, Golfclubpräsident und

Siegfried Wolf (52) ist ein Mann ganz nach dem Geschmack des Selfmade-Milliardärs Frank Stronach - und der Werdegang des Bauernsohns und Schulabbrechers, der es schließlich aus eigener Kraft an die Spitze eines internationalen Konzerns schaffte, hat offenbar auch auf den russischen Industriellen und Milliardär Oleg Deripaska Eindruck gemacht. Ab Mitte November wird Wolf einer der wichtigsten Männer im Firmenimperium des mächtigen Russen sein.

Geboren wurde Wolf am 31. Oktober 1957 im oststeirischen Feldbach, wo er mit sechs Geschwistern auf dem Bauernhof der Eltern aufwuchs. Das Gymnasium brach er ab und absolvierte stattdessen eine Ausbildung zum Werkzeugmacher-Meister bei Philips in Wien. Danach holte er seinen Schulabschluss an der Bundeslehranstalt für Maschinenbau nach.

Seit 1994 in der Magna-Familie

Von Philips wechselte Wolf 1981 zu den Vereinigten Wiener Metallwerken, 1983 zum Munitionsproduzenten Hirtenberger, wo er auch Gesamtprokurist war. Dort wurde er 1994 von Magna-Chef Frank Stronach entdeckt und angeheuert und legte er eine Blitzkarriere hin. Er begann zunächst als Vorstand für Forschung und Entwicklung. Schon 1995 rückte er zum Präsidenten der Magna Europa AG mit Sitz im niederösterreichischen Oberwaltersdorf bei Wien auf.

In den folgenden Jahren übernahm Magna mehrere kleine Firmen. 1998 wickelte Wolf für Magna den Kauf der Steyr-Daimler-Puch ab, die 2001 in Magna Steyr umbenannt wurde. Unter Wolf stieg die Anzahl der Magna-Mitarbeiter in Europa von rund 1.000 auf 29.000.

Stronachs rechte Hand seit 1999

1999 wurde Wolf von Stronach in den Verwaltungsrat des Mutterkonzerns Magna International berufen. Er wurde dort Stronachs rechte Hand. Sämtliche Aktivitäten außerhalb der Autobranche wurden nach 2000 in die Magna Entertainment ausgegliedert. Magna Steyr Wolf richtete Wolf ganz auf den Autobau aus. Im Auftrag von Mercedes-Benz, Chrysler, Saab und BMW wurden für diese Konzerne komplette Autos gebaut.

Ende Jänner 2004 kehrte Frank Stronach überraschend an die Spitze Imperiums zurück, als interimistischer Nachfolger seiner Tochter Belinda, die seit 2001 Konzernchefin gewesen war und in Kanada in die Politik wechselte. Ebenso überraschend gab er die Führung wieder ab, und zwar an den Kanadier Donald Walker (der bereits von 1994 bis 2001 CEO gewesen war) und den Österreicher Siegfried Wolf. Für Wolf, der bis dahin stellvertretender Geschäftsführer von Magna International und zuvor Boss bei Magna Steyr und Magna Europe war, bedeutete das einen Karrieresprung. Stronach zog nun als Chairman of the Board of Directors im Hintergrund die Fäden.

Basic Element seit 2007 beteiligt

Wolf setzte die Expansion fort. In China wurden rund zwei Dutzend Fabriken gebaut. 2007 beteiligte sich die russische Basic Element von Oleg Deripaska um 1,5 Milliarden US-Dollar an Magna - ein Engagement, das Deripaska in der Wirtschaftskrise wieder aufgeben musste. Wolf besitzt - ebenso wie Walker - Anteile an Magna International. Eine weniger glückliche Hand hatte er als Miteigentümer der 2003 gestarteten steirischen Pleite-Airline Styrian Spirit, die schon 2006 wieder aufgeben musste.

Wolf sitzt in Österreich in den Aufsichtsräten von Strabag, Verbund, ÖIAG und Siemens und in Russland ist er im Aufsichtsrat der GAZ-Gruppe. Als Aufsichtsrat der Staatsholding ÖIAG fungierte Wolf ab Sommer 2008 auch als Chefverhandler beim Verkauf des Bundesanteils der Austrian Airlines (AUA). Er zählt in Österreich zu den Spitzenverdienern, 2008 kassierte er von Magna 5,7 Millionen Dollar (damals 4,3 Millionen Euro).

Verbunden seit Opel-Übernahmeplan

Gemeinsame Sache wollten Wolf und Deripaska schon mit ihrem Rettungskonzept für den deutschen Autobauer Opel. Magna wollte gemeinsam mit Deripaskas Autobauer GAZ und der staatlichen russischen Sparkasse Sberbank bei Opel einsteigen und hatte im September 2009 bereits die Zusage der Opel-Mutter General Motors - zwei Monate später sagten die Amerikaner den vor allem von Wolf vorangetriebenen Deal aber überraschend ab.

Im Sommer 2010 reduzierte Stronach seinen Anteil an Magna und gab für rund eine Milliarde US-Dollar seine Kontrollmehrheit ab.

Manager und Hobbylandwirt

Siegfried Wolf ist verheiratet und hat zwei Töchter. Er besitzt einen Bauernhof mit 80 Hektar Land im niederösterreichischen Weikersdorf, wo er laut einem Bericht der Agrarzeitschrift "Blick ins Land" zwischen 50 und 70 Stunden pro Jahr aus selbst mit Hand anlegt, oft im Führerstand seines Steyr-Traktors (Steyr-Traktoren gehören nicht zum Magna-Konzern). Er erhielt dafür gut 45.000 Euro Agrarförderungen im Jahr 2009.

Wolf ist auch Präsident des Golfclubs Fontana bei Oberwaltersdorf.

(Ag./Red)

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