Europa League

Hat Salzburg zu viel Qualität verloren?

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Österreichs Meister droht nach dem 0:2 im Hinspiel gegen Villarreal das Aus im Sechzehntelfinale. Auch deshalb wird die jüngste Transferpolitik kritisch beäugt.

Mit jeder Menge Zweckoptimismus ist Österreichs Meister Salzburg Mittwochnachmittag zum Europa-League-Sechzehntelfinal-Rückspiel (18.55 Uhr, live, Puls4, Dazn) nach Villarreal geflogen. Damit doch noch der Aufstieg in die Runde der letzten 16 Mannschaften gelingt, ist Donnerstagabend im Estadio de la Cerámica ein Husarenstück notwendig. Das 0:2 vor einer Woche in Wals-Siezenheim aber gab wenig Anlass zur Hoffnung auf den Turnaround.

In der Offensive präsentierten sich die Salzburger erschreckend zahnlos, in der Defensive stimmte in Abwesenheit der Stamm-Innenverteidiger André Ramalho (gesperrt) und Maximilian Wöber (verletzt) die Zuordnung nicht. In Spanien dürfte die Zentrale durch Rückkehrer Ramalho und Albert Vallci gebildet werden.

Es war einer der in den vergangenen Jahren selten gewordenen, wirklich enttäuschenden Europacup-Auftritte der Salzburger, der quasi mit dem Schlusspfiff auch die Transferpolitik des Vereins im Winter infrage stellte. Dass nach dem Abgang von Dominik Szoboszlai gen Leipzig im Frühjahr viel an Qualität und Unberechenbarkeit im Salzburger Spiel verloren gehen würde, lag auf der Hand. Insgesamt standen vier Abgängen nur zwei Zugänge gegenüber, zudem wiegen die dreimonatigen Dopingsperren gegen Sékou Koïta und Mohamed Camara – sie wurden im Hinspiel gegen Villarreal wirksam – schwer.

Der negative Kreislauf

Obwohl der Klub bereits im Jänner von einer Sperre der beiden malischen Teamspieler durch die Uefa ausgehen musste, wurde für das Duo kein Ersatz geholt. Stattdessen wurde etwa Abwehrspieler Jérôme Onguéné nach Genua verliehen.  Verletzungen wie jene von Wöber oder zuletzt von Stürmer Noah Okafor – er dürfte durch eine Adduktorenblessur drei Wochen fehlen – verschärfen die Situation nun zusätzlich.

„Das ist nicht ideal für uns, wir haben das ein bisschen erwartet“, erklärte Jesse Marsch, wohl selbst „not amused“, nach dem jüngsten Bundesligaspiel gegen Rapid. Gegen die Wiener schöpfte der Liga-Primus die Plätze auf der Ersatzbank gar nicht erst aus. Nur fünf Feldspieler standen als Wechselkandidaten zur Verfügung, alle kamen sie zum Einsatz. Spielminuten sammeln steht bei Nicolas Seiwald (19), Luka Sučić (18) oder Karim Adeyemi (19) in den kommenden Wochen nun explizit auf der Agenda.

Sportdirektor Christoph Freund sieht trotz der angespannten Personaldecke immer noch genügend Qualität im Kader. „Natürlich fehlen uns zwei ganz, ganz wichtige Spieler, die auch top in Form waren. Da brauchen wir nicht herumreden“, sagte Freund bei Sky über Koïta und Camara. Nun müssen eben andere in die Bresche springen, ihr Potenzial abrufen. Das mag wahrscheinlich in der österreichischen Bundesliga funktionieren, auf internationaler Bühne könnte Salzburg aber schon heute Abend gegen ein routiniertes Villarreal (Durchschnittsalter 27,8 Jahre gegenüber 23,5 bei Salzburg) die Rechnung präsentiert bekommen.

("Die Presse", Printausgabe 25.02.2021)

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