Covid-Kontinent

In Südamerika blüht die Impf-Korruption

APA/AFP
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Von Peru bis Brasilien sichern sich Eliten internationale Vakzine, während das Volk ungeschützt bleibt. Fast überall kommt die Impfkampagne nur langsam in Gang – außer in Chile, das weltweit im Spitzenfeld liegt.

Es hatte ihn gar niemand gefragt. Der einflussreiche argentinische Journalist Horacio Verbitsky erzählte von sich aus, wie er an Sputnik V kam: „Ich habe meinen Amigo Ginés angerufen.“ Gesundheitsminister Ginés González Garcia bestellte den Berater der Vizepräsidentin, Cristina Kirchner, in sein Vorzimmer. Dort warteten vier Pflegekräfte, um Verbitzky und neun weiteren „Amigos“ den Impfschutz zu spritzen. So heimlich wie möglich. Aber offenbar nicht diskret genug. Medien hatten Wind bekommen, darum ging Verbitsky ins Radio und stahl nicht nur die Impfung, sondern auch den Scoop.

Stunden später bat Präsident Alberto Fernández den Minister um dessen Rücktritt. Und schon bald berichteten mehrere Medien, dass das Ministerium 3000 russische Impfungen für „strategisches Personal“ reserviert habe: Minister, Abgeordnete, Gouverneure, Bürgermeister, deren Ehepartner, Kinder und sogar Chauffeure. Präsident Fernández berief eine neue Ministerin, deren Vater der beste Freund des zurückgetretenen González Garcia ist. Sie versprach künftig mehr Transparenz.

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