Corona-Pandemie

Trotz fünf Impfstoffen: Ungarn zeigt Anzeichen einer dritten Corona-Welle

Die ungarische Ärztin Judit Szabo verstaut den frisch aus China eingetroffenen Impfstoff von Sinopharm im Ordinations-Kühlschrank ihrer Praxis in der Stadt Matranovak.
Die ungarische Ärztin Judit Szabo verstaut den frisch aus China eingetroffenen Impfstoff von Sinopharm im Ordinations-Kühlschrank ihrer Praxis in der Stadt Matranovak.APA/AFP/POOL/PETER KOMKA
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Erstmals seit Dezember steigen in Ungarn die Neuinfektionen wieder auf über 4000. Kanzleiminister Gulyas verlängerte die Einschränkungen im Land bis 15. März.

In Ungarn ist die Zahl der Neuinfektionen mit Sars-CoV-2 mit 4385 in den vergangenen 24 Stunden eklatant gestiegen. Die Entwicklung spricht dafür, dass die dritte Pandemie-Welle Ungarn erreicht hat. Laut Regierungs-Information vom Donnerstag starben 120 Menschen im Zusammenhang mit dem Virus, womit sich die Gesamtzahl der Opfer auf 14.672 erhöhte. Kanzleiminister Gergely Gulyas reagierte am Mittwoch mit Verlängerungen der Einschränkungen bis 15. März.

Seit Dezember hat es in Ungarn keine so hohe Zahl an Neuinfektionen mehr gegeben. In den Spitälern befanden sich am Donnerstag 4.836 Corona-Kranke, 411 wurden künstlich beatmet. Die Hausärzte haben mit der Verimpfung der chinesischen, in der EU nicht zugelassenen Vakzine Sinopharm begonnen. Insgesamt wurden bisher rund 508.000 Menschen geimpft. Aktuell stehen in Ungarn fünf Impfstoffe zur Verfügung: Neben Sinopharm werden Mittel von Pfizer/Biontech, Moderna, AstraZeneca und Sputnik V aus Russland verimpft, letztes Vakzin ist ebenfalls noch nicht von der EU-Behörde EMA zugelassen.

Angesichts des Mangels an westlichen Impfstoffen setzt der rechtsnationale Ministerpräsident Viktor Orbán verstärkt auf die russischen und chinesischen Produkte. In Ungarn erhielten sie eine Notzulassung. In Fachkreisen schlägt dem chinesischen Impfstoff wegen fehlender Studien Skepsis entgegen. "Über die Wirksamkeit der Impfung liegen wenig Informationen vor", schrieb ein Budapester Hausarzt in einer E-Mail an seine Patienten. "Ich kann nicht sagen, wem sie empfohlen werden kann, doch wer sie haben will, dem verabreiche ich sie."

Tschechien verbietet Reisen in Mutanten-Gebiete

Aus Angst vor neuen Coronavirus-Varianten hat Österreichs nordöstlicher Nachbar Tschechien seinen Bürgern unterdessen Reisen nach Brasilien und in Teile Afrikas verboten. Die Maßnahme gelte zunächst bis zum 11. April, teilte das Gesundheitsministerium in Prag am Donnerstag mit. Betroffen sind unter anderem Südafrika, Kenia, Tansania und Mosambik. Vor kurzem war in Tschechien erstmals die südafrikanische Corona-Mutante nachgewiesen worden - bei drei Reiserückkehrern aus Afrika.

Tschechiens Ministerpräsident Andrej Babiš hatte am Mittwoch eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen in seinem Land in Aussicht gestellt. Die Beratungen darüber dauerten an. Im Raum steht nach Medienberichten unter anderem eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit auf die jeweilige Verwaltungsregion. Die Regierung konnte sich bisher nur darauf einigen, im Parlament eine Verlängerung des Ausnahmezustands bis zum 31. März zu beantragen.

Unterdessen trat eine FFP2-Maskenpflicht an stark frequentierten Orten wie Supermärkten und dem öffentlichen Nahverkehr ähnlich wie in Österreich in Kraft. Tschechien hat nach den jüngsten Angaben der EU-Agentur ECDC die EU-weit höchste Neuansteckungsrate. Am Donnerstag meldete das Gesundheitsministerium in Prag 13.657 neue Fälle binnen 24 Stunden. Seit Beginn der Pandemie gab es knapp 1,2 Millionen nachgewiesene Infektionen und fast 20.000 Todesfälle. Tschechien hat rund 10,7 Millionen Einwohner.

(APA/dpa)

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