Siegfried Wolf wechselt von Magna zu Oleg Deripaska

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Der Steirer leitet künftig mehrere Geschäftsfelder im Firmenkonglomerat des russischen Oligarchen. Durch den Wechsel könnte die Zusammenarbeit von Magna mit Basic Element, vor allem in Russland, ausgebaut werden.

Wien. „Oleg Deripaska ist ein integrer, verbindlicher und guter Unternehmer. Wir sind sehr froh über ihn“, meinte Magna-Chef Siegfried Wolf einst im „Presse“-Interview über den russischen Oligarchen, der zwischen Mai 2007 und Oktober 2008 Großaktionär bei Magna war. Ab 15.November wird Wolf nun wieder in den Diensten von Deripaska stehen. Mit diesem Datum wechselt Wolf nämlich vom Magna-Vorstand an die Spitze von Russian Machines, der Mutterfirma des Autoherstellers Gaz, mit dem Magna bereits seit Jahren kooperiert. Entsprechende Gerüchte gab es bereits seit dem Frühjahr. Am Montag bestätigten die beiden Unternehmen den Wechsel nun im Rahmen von Aussendungen.

Wolf wird demnach in Deripaskas Firmenkonglomerat künftig die „strategische Verantwortung“ für die Bereiche Automobil, Eisenbahn und Luftfahrt sowie den Bausektor haben. Schon bisher hatte Wolf Funktionen bei Firmen von Deripaska. So sitzt er seit 2008 im Aufsichtsrat von Gaz, seit dem Jahresanfang 2010 als Vorsitzender. Bei Magna wird sein Posten von Donald Walker – mit dem er sich bereits bisher den Vorstandsvorsitz teilte – übernommen. Walker ist der Exmann von Frank Stronachs Tochter Belinda.

Gegenseitiges Rosenstreuen

Stronach, Deripaska und Wolf streuen sich in den Aussendungen gegenseitig Rosen. So meint Deripaska: „Wir begrüßen Sigi an Bord. Wir können bereits auf eine lange Zusammenarbeit zurückblicken, und ich bin sicher, dass die Mitarbeiter in Moskau und ganz Russland sehr von seinem Wissen profitieren werden. Gleichzeitig möchte ich Frank Stronach danken und hoffe, dass unsere Zusammenarbeit mit Magna weiter wachsen wird.“ Wolf sagt wiederum über seinen zukünftigen Arbeitgeber: „Das ist ein Weltklasse-Unternehmen mit hohem Potenzial. Ich werde aber weiterhin ein großer Unterstützer von Magna sein.“

Und auch Stronach will Wolf für seinen „großartigen Job bei Magna danken“. Gleichzeitig sieht er auch „potenzielle Vorteile“, die durch den Wechsel entstehen könnten. „Magna will seine Beziehung zu Basic Element (der Mutter-Holding in Deripaskas Reich, Anm.) weiter ausbauen und im russischen Automobilmarkt weiter wachsen.“ Stronach befeuert damit bestehende Gerüchte, dass Deripaska sich erneut bei Magna beteiligen könnte. Der Verkauf seiner Magna-Anteile 2008 erfolgte zwangsweise, da er aufgrund der aufkommenden Krise einen dringenden Liquiditätsbedarf hatte.

Der Wechsel von Wolf könnte somit nicht nur auf dem Wunsch nach beruflicher Änderung basieren, sondern auch eine Art „Vorbereitungshandlung“ für eine neuerliche Kapitalverschränkung der beiden Unternehmen sein. Denn das Verhältnis zwischen Stronach und Wolf war in den vergangenen Jahren äußerst eng. „Der Sigi macht das schon“, gilt als ein geflügelter Ausspruch von Stronach, wenn es um große und wichtige Aufgaben geht.

So zog Wolf nicht nur bei der Zusammenarbeit mit den Russen bei Magna die Fäden. Auch der versuchte Kauf von Opel – zusammen mit Gaz – im Vorjahr ging auf ihn zurück.

„Milch und Honig fließen“

Das gute Verhältnis der beiden Manager dürfte auch auf die ähnlichen Lebensgeschichten zurückzuführen sein. Wie Stronach entstammt Wolf einer bescheidenen oststeirischen Familie und lernte ursprünglich den Beruf des Werkzeugmachers. Kennengelernt haben sich die beiden 1993. Wolf war damals Qualitätsmanager bei Hirtenberger.

„Wir kamen locker ins Gespräch, und was mir Frank da alles erzählte, klang unglaublich. Von vielen Dollar war die Rede und einem Unternehmen, in dem Milch und Honig fließen“, meinte Wolf einmal später. Ob ihm Deripaska sein Unternehmen ähnlich geschildert hat, ist nicht bekannt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.09.2010)

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