Kunstmarkt

Rekordpreis für ein Herzstück der Wiener Moderne

Freeman's
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Am Dienstag wurde in einem Auktionshaus in Philadelphia ein Gemälde Carl Molls versteigert – um unglaubliche 4,75 Millionen Dollar. Darauf zu sehen: Berta Zuckerkandl.

Es ist eine Verdichtung von dem, was die Wiener Moderne ausmacht – ästhetisch, aber auch in all ihrer historischen, politischen Ambivalenz: Das 1905 gemalte Porträt vom Ineinanderfließen von Kunst und Leben, wie die Secessionisten rund um Gustav Klimt es sich erträumten, Berta Zuckerkandl in ihrem Speisezimmer in der Villa in der Nusswaldgasse stehend, mit ihrem weißen Kleid aufgehend in dem „Weißen Interieur“, das ihr Josef Hoffmann sozusagen um den Leib gebaut hatte. Zuckerkandl war jüdisch, Vertreterin der neuen, starken Frau, Salonière, Journalistin und als solche eine der größten Kämpferinnen für die Wiener Moderne.

1908 war das Bild prominent ausgestellt, bei der „Kunstschau Wien“, bei der u. a. auch Klimts „Kuss“ zu sehen war. Dann lange nicht, das letzte Mal 1986 bei der großen Wien-um-1900-Ausstellung im New Yorker MoMA. Den Besitzer hat es bisher nie gewechselt, seit es eine deutsche Familie direkt nach Entstehung gekauft hatte, seit 1970 befand es sich in Florida. Am Dienstag kam es in einem hierzulande wenig bekannten Auktionshaus in Philadelphia, Freeman's, zur Versteigerung – und schaffte eine Sensation. Schon auf für Carl Moll ungewohnte 300.000 bis 500.000 Dollar geschätzt, wurde es erst bei vier Millionen zugeschlagen, mit Aufpreis war es einem (anonymen) US-Sammler also 4,75 Millionen Dollar wert. Das ist in etwa zehn Mal mehr als der bisherige Höchstpreis, der von 2013 stammt.

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