Die Bilanz

Coronawirtschaft in der digitalen Wüste

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ISRAEL-HEALTH-VIRUSAPA/AFP/JACK GUEZ
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Das Chaos um Impfungen in Österreich und dem überwiegenden Rest der EU liegt auch an schweren Versäumnissen in Sachen Digitalisierung. Das macht uns zu wirtschaftlichen Nachzüglern in der Nach-Corona-Welt.

Während die EU-Regierungschefs in Videokonferenzen noch endlos darüber palavern, wie man das Impfdesaster in der Gemeinschaft bis zum Sommer auf die Reihe bringen und Geimpften wieder den Zugang zu einem halbwegs normalen Leben ermöglichen könnte, passiert in Israel Folgendes: Wer die zweite Impfung verabreicht bekommen oder eine Coronainfektion überstanden hat (und das ist schon ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung), geht auf die Website des Gesundheitsministeriums (https://corona.health.gov.il/en/green-pass/), klickt dort den Button „Green Pass“ an, lädt sich seinen QR-Code auf das Handy und hat damit Zugang zu allem, was unsereinem verboten ist: Restaurants, Kulturveranstaltungen, Sportevents etc. Und Urlaub in Zypern oder Griechenland ohne Quarantäne, denn die beiden EU-Länder erkennen den Pass unterdessen als „Eintrittskarte“ an.

Das geht ganz unbürokratisch, denn die Daten über Impfungen, Erkrankungen etc. sind umfassend zentral vorhanden. Ein Umstand, der auch dafür sorgt, dass das Land Impfweltmeister ist. Denn Israel hat einen interessanten Deal mit Pfizer und Biontech: bevorzugte Impfstoffbelieferung gegen (anonymisierte) umfassende Patientendaten, die für die weitere Impfstoffentwicklung sehr wichtig sind.

In Österreich fehlen Datensätze

In Österreich würde diese Form der Impfstoffbeschaffung schon deshalb nicht klappen, weil derart dichte, zentral abrufbare Datensätze gar nicht vorhanden sind. Ein föderal zersplittertes Gesundheitswesen mit schweren Digitalisierungsdefiziten ist da ein unüberwindbares Hindernis. In einem Land, in dem in vielen Ordinationen das Fax schon als „Digitalisierung“ durchgeht, wird sich das auch nicht so schnell ändern.

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