Gestaltung

Uhrendesigner: Sensoren der Jetztzeit

Weitblick. Der ­Wahl-New-Yorker Stefan Sagmeister denkt aktuell über Langzeitthemen nach.
Weitblick. Der ­Wahl-New-Yorker Stefan Sagmeister denkt aktuell über Langzeitthemen nach.Beigestellt
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Designer agieren zwangsläufig nah an der verstreichenden Zeit. Die Gestaltung von Uhren stellt darum für manche eine speziell reizvolle Aufgabe dar.

Eine Position, die Skeptiker in der Uhrenbranche bezüglich möglicher Kooperationen mit Kreativen beruhigt haben dürfte, nahm einst der Bauhaus-Absolvent Max Bill ein. Das von ihm angestrebte Ergebnis in der Gestaltung einer Uhr beschrieb er mit folgenden Worten: „So zeitlos, wie das eben gehen würde, ohne die Zeit zu vergessen.“ Und wirklich gelang ihm mit der 1956 für Junghans geschaffenen Küchenuhr, gefolgt von einer Tischuhr und Armbanduhren, die es weiterhin gibt und die laufend aktualisiert werden, eine beeindruckende Serie von Klassikern. Sie scheinen, indem sie sie messen, beinah der Zeit enthoben zu sein.Sofort wiedererkennbar ist dabei Bills Gestaltung der Ziffer „4“, die bis heute auf Junghans-Zifferblättern prangt.

Schnörkellos. „Gutes Design macht ein Produkt verständlich“, lautete die vierte der legendären zehn „Thesen für gutes Design“ von Dieter Rams – dazu gehört naturgemäß auch das Erhalten von Verständlichkeit und bei einer Uhr eben nicht das ikonoklastische Rütteln an erprobten Lesarten. Auch Rams ging einst unter die Uhrendesigner, als er einen quadratischen schwarzen Reisewecker für Braun, die Marke, deren Designabteilung er vierzig Jahre lang leitete, entwarf. Auf die Form dieses Weckers nahm Rams später Bezug, als er 1989 die erste analoge Armbanduhr für Braun entwarf: Die „AW 10“ wurde 2017 in erneuerter Form auf der Baselworld vorgestellt und steht bei Purismus­adepten hoch im Kurs  – der orange Sekundenzeiger als Ausreißer in einem schnörkellosen Gesamtbild ist dann, siehe Rams zehnte These, auch exakt „so wenig Design wie möglich“.

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