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Birkenstock wird französisch

(c) APA/AFP/dpa/ARNO BURGI (ARNO BURGI)
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Die Beteiligungsgesellschaft L Catterton greift nach dem deutschen Traditionsbetrieb.

Der deutsche Schuhhersteller Birkenstock steht Insidern zufolge unmittelbar vor dem Verkauf an die französisch-amerikanische Beteiligungsgesellschaft L Catterton und den französischen Milliardär Bernard Arnault.

Das für seine Gesundheitssandalen bekannte Traditionsunternehmen aus Linz am Rhein bei Koblenz werde dabei mit rund vier Milliarden Euro bewertet, sagten drei mit den Verhandlungen vertraute Personen. Die Brüder Alexander und Christian Birkenstock wollten einen Minderheitsanteil behalten, der dritte Bruder war vor einigen Jahren ausgestiegen.

Birkenstock verspreche sich von dem neuen Eigentümer vor allem größere Chancen auf dem asiatischen Markt, wo Catterton-Miteigentümer LVMH gute Verbindungen hat. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte als Erste über die Fortschritte in den Verhandlungen berichtet. Birkenstock und L Catterton wollten sich nicht zu den Informationen äußern.

L Catterton war 2016 aus dem US-Investor Catterton und den Finanzbeteiligungen des französischen Luxuskonzerns LVMH (Louis Vuitton, Moët Hennessy) entstanden. An Birkenstock werde sich aber auch Arnault, der Mehrheitseigner von LVMH und Christian Dior, direkt beteiligen, hieß es in den Kreisen. Sie hätten mit ihrem Gebot den Finanzinvestor CVC ausgestochen. Nun seien noch Einzelheiten zu klären, der Verkauf könnte schon in der kommenden Woche besiegelt werden.

Von Häme zur Berühmtheit

Birkenstock kam im Geschäftsjahr 2018/19 (Ende September) mit rund 4000 Mitarbeitern auf einen Umsatz von 721 Millionen Euro. Geschäftsführer Oliver Reichert – der erste externe Manager in der Firmengeschichte – hatte dem „Handelsblatt“ im Herbst gesagt, der Umsatz sei 2019/20 stabil geblieben, obwohl die Produktion im ersten Lockdown im Frühjahr für zwei Monate stillgelegt worden sei. Einem Insider zufolge wird Birkenstock bei dem Verkauf mit etwa dem 15-Fachen des operativen Gewinns bewertet.
Erst im Jahr 2018 hatte das Unternehmen sein erstes eigenes Geschäft in den USA – im New Yorker Stadtteil Soho – eröffnet. Die Schlapfen wurden dort freilich schon seit über 50 Jahren vertrieben.

Die historischen Wurzeln des deutschen Schuhherstellers lassen sich bis ins Jahr 1774 zu Johann Adam Birkenstock zurückverfolgen. In den vergangenen Jahren erlebte die Schuhmarke ein richtiges Revival, nachdem Träger von Birkenstock-Sandalen lange Zeit regelrecht verspottet wurden. Doch plötzlich hatten Supermodels die Schuhe nicht nur in ihrer Freizeit, sondern auch auf Laufstegen an. Birkenstock, das sind heute nicht mehr nur die braunen oder schwarzen Lederriemen, verwoben mit dem breiten braunen Fußbett. Es gibt Sandalen, Badeschuhe, Sneaker und Stiefel in allen möglichen Farben – und sogar auch vegane Versionen. Naturkosmetik, Betten und Matratzen hat der Hersteller ebenfalls im Programm.

(Reuters)

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