Schrittweise Öffnung

Schnelltests für Universitäten ab Ostern

Wollen eine "schrittweise Öffnung" der Unis mit Schnelltests ermöglichen: Sabine Seidler, Präsidentin der uniko, und Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP).
Wollen eine "schrittweise Öffnung" der Unis mit Schnelltests ermöglichen: Sabine Seidler, Präsidentin der uniko, und Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP).(c) Michele Pauty
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Analog zu den Schulen sollen Eintrittstests eine „schrittweise Rückkehr“ an die Unis ermöglichen, kündigte Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) am Freitag an. Das Personal der psychologischen Studierendenberatung stockt er um 40 Prozent auf.

Von einem Wechsel zwischen „Jammerdiskurs“ und „Jubeldiskurs“ sprach Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) in Bezug auf die Lage an den heimischen Hochschulen am Freitag vor Journalisten. „Weder das eine noch das andere“ würde zutreffen, denn deren Situation sei „weder schwarz noch weiß“. Für das kommende Semester kündigte er nun aber neue Maßnahmen an, um eine langsame Öffnung der Universitäten zu ermöglichen.

Eintrittstests sollen ab Ostern kommen

Eine Überarbeitung des bestehenden Covid-Leitfadens für die Hochschulen wird vor allem das Testen betreffen, das als „Türöffner für Präsenz“ eine zentrale Rolle spielen wird. Die Erfahrungen aus der Schule will man nun auch für den Hochschulbetrieb nutzen. Schnelltests für den Uni-Zutritt hatte etwa die Universität Wien bereits Anfang der Woche in Aussicht gestellt [premium]. Dem Gesetzgeber wird Faßmann nun vorschlagen, im Rahmen der derzeit im Parlament bearbeiteten Novelle des Universitätsgesetz (UG) die rechtliche Grundlage für Schnelltests an Hochschulen zu schaffen, damit diese - analog zur Schule - dort als „Eintrittstests“ gelten. 

Die Präsidentin der Universitätenkonferenz (uniko), Sabine Seidler, rechnete bei der Pressekonferenz am Freitag mit einem Einsatz der Schnelltests schon nach den Osterferien. „Die zweite Aprilwoche ist realistisch“, sagte Seidler. Große Vorlesungen werden damit zwar auch weiterhin nicht möglich sein, dafür aber kleinere Seminare oder geblockte Lehrveranstaltungen. „Vorstellbar“ nennt Faßmann Lehrveranstaltungen vor allem im Bereich der Künste und Naturwissenschaften sowie Abschlussprüfungen. Auch Bibliotheken und Lesesäle sollen so wieder zugänglich sein. Ein Fokus soll jedenfalls auf die Studienanfänger gelegt werden. Die Uni habe „auch eine soziale Aufgabe“, argumentierte Seidler. Im ersten Studienjahr sei diese „besonders intensiv“.

„Künftig hoffe ich, dass eine Testpflicht die Unis entlastet“, sagte Seidler. Denn „die größte Herausforderung im Moment“ sei der Umstand, „flächendeckend“ sowohl Online- als auch Präsenzangebote zur Verfügung zu stellen. Aber: „Es wird immer Situationen geben, in denen wir Online-Formate anbieten müssen“, etwa für internationale Studierende. Beschaffen werden die Unis die Tests autonom. Mit großem Widerstand seitens der Studierenden rechnet man dagegen nicht. Die Uni sei der „Hort der Rationalität“, sagte Faßmann, die Testungen die „rationale Form der Pandemiebekämpfung“. Seidler verwies auf die Flexibilität der Studienpläne, die sich die Studierenden selbst gestalten könnten. „Wir arbeiten mit erwachsenen Menschen“, deren „Freiheitsgrad“ viel höher sei als jener von Schülern, sagte Seidler.

20 Millionen Euro widmet Faßmann für die Tests aus der laufenden Uni-Finanzierung um - dabei handelt es sich also nicht um frisches Geld. Dieses aber solle es ebenfalls geben, wenn es benötigt wird, versicherte Faßmann. „Wenn wir mehr Geld brauchen, dann werden wir auch mehr bereitstellen“, sagte er. Den FH werde ebenfalls eine über die bestehende Fördermittel hinausgehende Unterstützung zuteil werden.

Den neuen Leitfaden will Faßmann nicht als „Bevormundung“, sondern „Anregung“ für die autonomen Unis verstanden wissen. Das Ministerium sei lediglich ein „loyaler Makler vernünftiger Gedanken“.

Mehr Personal für psychologische Beratung

Seidler freute sich darüber, dass den Unis nun endlich, nachdem sie ein Jahr lang „unter der Wahrnehmung der Öffentlichkeit“ gesegelt seien, eine „schrittweise Wiederherstellung der Präsenz“ ermöglicht werde. Nur durch Testen und Impfen sei das möglich, weshalb der „Testparagraf“ ein „wichtiger Schritt in diese Richtung“ sei. Kritik übte Seidler jedoch am Umstand, dass die rund 60.000 Mitarbeiter der Universitäten aus dem am Vortag im Nationalrat beschlossenen Betrieblichen Testungsgesetz (BTG) herausgenommen worden sind. Seidler richtete deshalb eine Bitte an den Gesetzgeber und folglich das Parlament, diese miteinzubinden.

Mit Verweis auf eine neue Peter-Hajek-Studie zur Gefühlslage der Studierenden betonte Faßmann, dass für zwei Drittel derzeit das Gefühl überwiege, dass die Pandemie „belastend“ sei. Dagegen will er ab Ostern ebenfalls neue Maßnahmen ergreifen: Weil die psychologische Studierendenberatung derzeit um bis zu 25 Prozent mehr Einzelberatungen durchführt, wird das Personal in Linz, Innsbruck, Graz, Wien und Salzburg um 40 Prozent bzw. 15 zusätzliche Mitarbeiter aufgestockt.

Es gebe „Studienanfänger, die ihre Hochschule noch nicht von innen gesehen haben“, sagte dazu die Bundesvorsitzende der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH), Sabine Hanger. „Wir hören und sehen euch“.  Sie freut sich insbesondere über die Aufstockung der Beratung, um das „Stigma“ der psychischen Erkrankung unter Studierenden zu bekämpfen.

(juwe)

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