Kolumne zum Tag

Wir sind schon aus und haben geschlossen

Die Presse/Clemens Fabry
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In der Mittagspause zur Post zu gehen, ist keine gute Idee. Überhaupt ist wieder recht viel los.

Es ist keine gute Idee, in der Mittagspause zur Post zu gehen, denn die haben dort auch Mittagspause, zumindest alle bis auf einen, der den gesamten Grant der Wartenden abbekommt. Es ist ebenso wenig eine gute Idee, in der Mittagspause etwas zum Essen abzuholen, denn da ist überall am meisten los. Wann soll man aber mittagessen, wenn nicht zu Mittag?

Auch die Randzeiten sind überlastet. Die sollte man nützen, um zum Arzt zu gehen oder auf das Amt, manche fahren auch zu Ikea und glauben, sie sind die Einzigen mit der Frühen-Vogel-Idee. Überhaupt ist recht viel los wieder, daher kann man schon verstehen, dass einem jemand an der Tür erklärt, „Wir sind schon geschlossen“, auch wenn voller Betrieb herrscht. Es gibt übrigens keinen Zeitpunkt, zu dem es ratsam ist, Niederlassungen von Mobilfunkanbietern aufzusuchen.

Überlastet sind auch jene Hotlines, die man am nötigsten braucht. Der schlimmste Satz, wenn endlich jemand antwortet, ist, „Wir sind schon aus“. Besonders blöd ist es, wenn es dabei nicht um eine Playstation, sondern um den Impftermin für die Oma geht. Hierbei sind jene gesegnet, die über Enkel verfügen, die sich mit allen Online-Finessen auskennen. Ab sofort wird es keinen Streit mehr über die Bildschirm-Zeit geben.

Auch ein schöner Satz ist „Ich bin gar nicht da“, den Kollegen verwenden, wenn sie in der Redaktion sind, aber nicht im Dienst. Verwendeten. Man vermisst den Spruch wie auch die Kollegen, auch wenn sie früher Dinge sagten wie ein harsches „Ich teile nicht“ und dabei unter dem Schreibtisch mit irgendetwas raschelten. Im Coronabüro muss nun niemand mehr etwas teilen.

Auch nicht den neuesten Trend, nackte Knöchel in viel zu kurzen Hosen zu zeigen. Der Knöchel ist das neue Dekolleté, das habe ich nicht erfunden, das stand tatsächlich irgendwo, und es ist schön, dass jedes Körperteil einmal drankommt in der Mode. Diesmal bleibt der Blick nach unten gerichtet, aber es geht sicher wieder aufwärts.

E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

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