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Erste Group befürchtet keine Insolvenzwelle

ERSTE GROUP - JAHRESERGEBNIS 2019: SPALT
ERSTE GROUP - JAHRESERGEBNIS 2019: SPALTAPA/HERBERT NEUBAUER
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Obwohl Kreditausfälle 2020 noch gering waren, traf die Erste Vorsorgen von 1,3 Milliarden Euro. Das halbierte den Gewinn.

Wien. Der entscheidende Faktor über das wirtschaftliche Wohl der Banken ist das Ausmaß der Risikovorsorgen für faule Kredite. Das zeigte sich auch am Freitag, als die Erste Group ihre Bilanz für 2020 vorlegte. So konnte die Bank trotz der Coronapandemie und der damit verbundenen Einschränkung der wirtschaftlichen Aktivität ihre Erträge im Vorjahr mit 7,16 Milliarden Euro beinahe gleich halten (2019: 7,26 Milliarden Euro). Und auch die betrieblichen Aufwendungen blieben mit 4,22 Milliarden Euro um gerade einmal 60 Millionen Euro unter jenen des Jahres zuvor. Dennoch halbierte sich der Gewinn unter dem Strich von zuvor 1,47 Milliarden auf nunmehr 783,1 Millionen Euro.


Grund dafür waren die Risikovorsorgen. Denn während es 2019 mit Vorsorgen in Höhe von lediglich 39 Millionen Euro „de facto kein Risiko gab“, wie Erste-Finanzvorstand Stefan Dörfler bei der Präsentation der Zahlen sagte, wurden 2020 Vorsorgen in Höhe von 1,3 Milliarden Euro gebildet. Das bedeute jedoch nicht, dass bereits Kredite in dieser Höhe auch ausgefallen seien, so Dörfler weiter. „Wir hatten 2020 nach wir vor fast keine Ausfälle.“ Grund dafür seien die staatlichen Hilfen für von der Krise betroffene Unternehmen und die in vielen Ländern gesetzlich verordneten Kredit-Moratorien gewesen. Die Quote der faulen Kredite (NPL-Quote) sei 2020 lediglich von 2,5 auf 2,7 Prozent gestiegen.

„Heuer Nachzieheffekt“

Heuer werde dieser Wert weiter auf „drei bis vier Prozent“ ansteigen, bevor er sich im kommenden Jahr auf diesem Niveau stabilisieren werde, erwartet Konzern-Chef Bernd Spalt. „Es wird mehr Insolvenzen geben als 2020, weil es zu einem Nachzieheffekt kommt. Aber wir erwarten keine Insolvenzwelle. Die Wirtschaft ist robust genug, um vieles auszutarieren.“
Für die Erste bedeute das, dass die Höhe der Risikovorsorgen heuer wieder schrumpfe. Wie hoch dieser Wert schlussendlich sein werde, könne noch nicht gesagt werden, aber man rechne mit zumindest 150 Millionen weniger als 2020. Und um eben diesen Betrag werde auch der Gewinn im Jahr 2021 wieder höher ausfallen als im Vorjahr. „Wir schauen mit großer Zuversicht ins Jahr 2021. Es wird ein Jahr des Rebounds in der ganzen Region sein“, so Spalt.
Von dieser – angesichts der Krise – gar nicht so schlechten Lage sollen auch die Aktionäre profitieren, wenn die EZB es zulässt. Diese hat den Banken ja vorgegeben, dass ihre Dividenden gewisse Werte nicht überschreiten sollen. Konkret soll die Gewinnbeteiligung nicht mehr als 15 Prozent der zusammengefassten Gewinne der Jahre 2019 und 2020 ausmachen. Auch sollten sie nicht 0,2 Prozentpunkte der jeweiligen harten Kernkapitalquote übersteigen. Für die Erste bedeutet dies, dass die Aktionäre für 2020 vorerst einmal eine Dividende von 50 Cent je Aktie erhalten sollen. Fällt das EZB-Gebot im September weg und entwickelt sich das Geschäft wie erhofft, dann könne es noch eine Nachtragsdividende von bis zu einem weiteren Euro je Aktie geben, so Dörfler. Er möchte hier jedoch im Konjunktiv bleiben.

Erste denkt an Zukäufe

Die Krise werde in der Bankenlandschaft Osteuropas wahrscheinlich zu einer weiteren Konsolidierung führen, erwartet die Erste-Führung. Und dabei möchte man sich „aktiv, aus einer Position der Stärke“ beteiligen und bei „vernünftigen Möglichkeiten“ auch in Form einer Akquisition zuschlagen. Konkrete Pläne gebe es hierzu aber noch nicht.
Ebenfalls noch nicht viel konkreter ist der im Herbst angekündigte KMU-Fonds geworden, mit dem das Eigenkapital von Firmen gestärkt werden soll. Die Erste will hierbei aber vor allem als Vermittler agieren. Hier sei man nach wie vor in Gesprächen mit Regierung und anderen Stakeholdern. (jaz)

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