Gegengift

Unter den Blumen auf dem schönsten römischen Friedhof

Sein Name sei in Wasser geschrieben, heißt es auf dem Grabstein des britischen Dichters John Keats. Was für ein Irrtum!

So manche Träne wurde im poetischen Lesekreis des Gegengiftsdiese Woche vergossen: Vor 200 Jahren starb der Dichter John Keats. Er wurde 25 Jahre alt. Seine Lunge machte nicht mehr mit, er ahnte das Ende, wünschte sich nur noch ein stilles Grab, fühlte in Nachtgedanken bereits die kalte Erde über sich und die Gänseblümchen, die daraus wachsen würden: Endlich still!

Dieses tief traurige Schicksal eines Superstars der späten Romantik passt perfekt zu verseuchten Zeiten. Man muss nicht jung sein, sondern sich allein an die eigene Jugend erinnern, um das Herz zu spüren, bei der „Ode an die Nachtigall“, der Hymne an den Herbst oder auch nur bei ruhelosen Gedanken einer bleichen Gestalt an die gnadenlose schöne Dame – der einsame Ritter am See, im verwelkten Riedgras. „And no birds sing.“ Wie heißt es so schön und final in der Ode auf eine griechische Urne: „Beauty is truth, truth beauty“ – mehr bedarf's nicht an Wissen auf dieser Erde. Die Schönheit wird die Welt regieren, und Keats ist einer ihrer Könige.

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