Augen- und Orthoptik

Augenoptik nun auch akademisch

Augenoptiker beraten nicht nur Kunden bezüglich Sehbehelfen, sie führen auch Messungen, etwa der Sehschärfe, durch.
Augenoptiker beraten nicht nur Kunden bezüglich Sehbehelfen, sie führen auch Messungen, etwa der Sehschärfe, durch. Getty Images
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Vom Bachelor bis zum Master: Wer am menschlichen Auge arbeiten will, kann sich ab Herbst auch auf akademischer Ebene dafür ausbilden.

Der Beruf des Augenoptikers war in Österreich lang ein Lehrberuf. Da im Großteil Europas dafür bereits eine akademische Ausbildung üblich ist, wurde nun auch hierzulande ein Studiengang Augenoptik geschaffen. „Der Wettbewerbsnachteil, dass Augenoptiker aus dem Ausland bei uns arbeiten konnten, unsere Fachkräfte aber nicht im Ausland, ist damit ausgeglichen“, sagt Gustav Pöltner, Leiter des Bachelor-Studiengangs Augenoptik an der FH Gesundheitsberufe.

Innung finanziert Studium

Zehn Jahre lang hat man um die Ausbildung gekämpft, finanziert wird sie in den ersten fünf Jahren aus dem Budget aller Landesinnungen der Wirtschaftskammer. Im Oktober 2021 wird das Bachelorstudium mit 24 Studienplätzen starten. „Die Studierenden haben 800 Praxisstunden bei Lehrbetrieben zu absolvieren und lernen dadurch alle Bereich der Augenoptik kennen“, erläutert Pöltner. Voraussetzung für eine Bewerbung ist die allgemeine Hochschulreife, eine Studienberechtigungsprüfung oder die Berufsreifeprüfung. Bestimmte Berufsgruppen wie Augenoptiker, Feinoptiker oder Hörgeräteakustiker können sich auch bewerben, müssen aber Zusatzprüfungen ablegen.

Die bisher einzige Möglichkeit für Augenoptiker, sich höher zu qualifizieren, war der Besuch der HTL für Optometrie. Mit dem dort erlangten Reife- und Diplomprüfungszeugnis erlangt man die Gewerbeberechtigung, nach drei Jahren Fachpraxis kann der Ingenieurtitel beantragt werden. Die Gewerbeberechtigung werden auch die Absolventen des Bachelorstudiengangs erhalten. Für Augenoptiker ohne Reifeprüfung beginnt der Aufbaulehrgang im Februar eines jeden ungeraden Jahres und dauert fünf Semester. Im September des gleichen Jahres startet das Kolleg für Maturanten anderer Schulen mit optometrischem Schwerpunkt und dauert vier Semester. Die Möglichkeit einer klassischen Lehre besteht weiterhin.

Berufsbild noch wenig bekannt

Während Augenoptiker ihren Kunden die bestmögliche Sehleistung im Alltag zugänglich machen wollen, sind Orthoptisten Experten auf dem Gebiet der Diagnostik und Behandlung von funktionellen Erkrankungen der Augen und ihrer Folgen. „Leider ist das Berufsbild in Österreich noch wenig bekannt“, sagt Ruth Elisabeth Resch, Leiterin des Bachelorstudiengangs Orthoptik an der FH Salzburg. Rund 400 Menschen sind hierzulande in diesem Beruf tätig, der zu den gehobenen medizinisch-technischen Diensten zählt und damit – im Gegensatz zum Augenoptiker – ein medizinischer Gesundheitsberuf ist, in dem Kranke behandelt werden dürfen. „Die Orthoptik ist ein Teilbereich der Augenheilkunde, der hauptsächlich von Frauen ausgeübt wird. Nur zwei Prozent sind Männer“, berichtet Resch. Einen Grund dafür sieht sie in der Vergangenheit. 1930 war Mary Maddox, die Begründerin dieser Disziplin, in der Augenarztpraxis ihres Vaters tätig: „Ihr hat er die Schielbehandlung übertragen, die aufwendiger ist.“ Vorrangig arbeiten Orthoptisten in Krankenhäusern und bei niedergelassenen Augenärzten, seltener freiberuflich. „Das hat damit zu tun, dass diese Dienstleistung nicht von der Krankenkasse vergolten wird“, sagt Resch.

Auch an der FH Campus Wien werden Orthoptisten ausgebildet. „Ihre Tätigkeit umfasst die eigenverantwortliche Ausführung von vorbeugenden Maßnahmen sowie die Untersuchung, Befunderhebung und Behandlung von Sehstörungen, Schielen, Schwachsichtigkeit und Bewegungsstörungen der Augen nach ärztlicher Anordnung“, erklärt Andrea Franzan, Leiterin des Bachelorstudiengangs Orthoptik. Orthoptisten betreuen dabei Patienten jeden Alters.

Master in Orthoptik

Eine Bildungsstufe höher gibt es an der FH Campus Wien den berufsbegleitenden Masterlehrgang Advanced Integrativ Health Studies, der zum Master of Science in Orthoptics (MSc) ausbildet.

Wer Augenheilkunde an sich studieren will, kann dies im Rahmen der Humanmedizin mit einer Spezialisierung auf Augenheilkunde und Optometrie. Das ist an den medizinischen Universitäten in Wien, Graz und Innsbruck möglich sowie an der Karl-Landsteiner-Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften.

LINKS

Ausbildungsstätten für Augenoptik, Orthoptik und Augenheilkunde:

• www.fhg-tirol.ac.at

• https://phtl-hall.tsn.at

• www.fh-salzburg.ac.at/studium/gws

• www.fh-campuswien.ac.at

• www.meduniwien.ac.at

www.medunigraz.at

• www.i-med.ac.at

• www.kl.ac.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2021)

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