Mit Oberflächlichkeit kann Julian Rachlin nichts anfangen. Seit über drei Jahrzehnten steht er als Sologeiger auf der Bühne – und seit einigen Jahren auch als Dirigent am Pult. Warum „Karriere“ für ihn einen „üblen Geruch hat“ und wie sein Papa für Demut gesorgt hat, sagte er in folgendem Gespräch.
Als wir uns das letzte Mal trafen, haben Sie uns einen hervorragenden Espresso Macchiato gemacht. Sind Sie immer noch ein leidenschaftlicher Barista?
Julian Rachlin: Genau, ich erinnere mich. Aber das ist ja schon einige Zeit her. Jetzt ist mein Kaffee noch viel besser. Meine Frau, Sarah, und ich, wir könnten mittlerweile schon in einer kleinen Espresso-Bar arbeiten. Wenn man Kaffee zubereitet, kommt es auf jedes Detail an: die Herkunft der Kaffeebohnen, die Kaffeemaschine, die Kaffeemühle, den Mahlgrad, das Verhältnis zwischen Kaffee und Wasser, die Wasserhärte, die Menge der Milch und vieles mehr. Es ist so komplex wie mit dem Wein. Und wenn man fleißig viele Jahre trainiert, – also so wie in der Musik – kann sich das Ergebnis sehen lassen. Ich bin schon viele Stunden vor der Kaffeemaschine gestanden.