Mein Montag

Lockdown? Nein, jetzt kommt das Mega-Opening

Wird es ein Mega- oder eher ein Soft-Opening?
Wird es ein Mega- oder eher ein Soft-Opening?Die Presse/Clemens Fabry
  • Drucken

Warum sind wir eigentlich nicht konsequent bei unserem englisch gefärbten Corona-Vokabular?

Man kennt sich nicht mehr aus. Im Rahmen der Coronapandemie haben wir unseren Wortschatz um zahlreiche englischsprachige Begriffe erweitert. Seit bald einem Jahr kennen wir den Lockdown im Sinn des Herunterfahrens des öffentlichen Lebens, quasi synonym verwendet für Ausgangsbeschränkungen. Nicht ganz so populär – im sprachlichen Sinn – ist der Shutdown, der heute eigentlich kaum mehr verwendet wird. Als es darum ging, die steile Kurve der Neuinfektionen abzuflachen, wurde ganz selbstverständlich die Redewendung „flatten the curve“ ins Spiel gebracht. Wozu man unter anderem durch Social Distancing bzw. Physical Distancing beitragen konnte, seinen Arbeitsplatz ins Home-Office verlegte, die Kinder zum Distance-Learning oder Home-Schooling vor den Laptop setzte. Und im Fall einer Corona-Infektion wurden möglicherweise angesteckte Personen per Contact-Tracing ermittelt. Was besonders dann viel Arbeit mit sich brachte, wenn ein Superspreader – zugegeben, das deutsche Pendant Superverbreiter für eine hochinfektiöse Person klingt etwas ärmlich – sein Unwesen getrieben hatte.

Eine wirkliche Systematik ließ sich nie erkennen, warum für manche Begriffe ein Anglizismus herhalten musste und für manche die deutsche Bezeichnung ausreichend war. (Die aus dem Französischen stammende Triage macht es auch nicht leichter.) Warum also nicht Dark Figure statt Dunkelziffer? Warum nicht Exponential Growth statt exponentiellem Wachstum? Und warum darf man zwar ins Home-Office, nicht aber in Home-Quarantine? Und wenn die Regierung über Öffnungen nach dem Lockdown verhandelt, müsste es nicht eigentlich ein Opening werden? (Und wird es ein Mega- oder eher ein Soft-Opening?) Aber eines ist klar – die nächste Zeit ist jedenfalls, wie der Minister of Health sagen würde, eine Crucial Phase.

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2021)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.