In Vorarlberg wird ab 15. März aufgesperrt - mit einer „sehr ausgeweiteten Teststrategie“, wie Landeschef Wallner betont. Selbsttests könnten etwa digital überprüft und zu „rechtlichen Zutrittsmöglichkeiten“ werden.
Das Coronavirus beherrscht nach wie vor den Alltag in Österreich - allerdings regional äußert unterschiedlich. Ein Umstand, dem die Bundesregierung Rechnung tragen möchte. So wird Vorarlberg am 15. März mit deutlichen Lockerungen beginnen – in der Gastronomie, beim Sport und im Kulturbereich. In den anderen Bundesländern soll mit diesem Datum der Schul- und Jugendsport sanft geöffnet werden, ab 27. März dürfen die Schanigärten wieder aufsperren, bevor Anfang April das kulturelle Treiben wieder aufleben soll.
Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) begrüßt den Plan: „Es ist eine Grundsatzeinigung erzielt worden, da sind wir schon froh darüber“, betonte er am Dienstag im Ö1-„Morgenjournal“. Dass sein Bundesland bei den Öffnungen als Testregion vorangehe, sei „gut zu argumentieren“, da die Infektionslage „deutlich besser als im Österreichschnitt“ sei. Besonders wichtig sei ihm, dass „wir im Bereich Kinder und Jugendliche etwas tun“. Denn: „Dort geht es ja nicht nur um Bildungsverluste, sondern vor allem um Kontaktarmut - die brauchen einfach Kontakt zu den Gleichaltrigen“. Viele würden ohnedies regelmäßig in den Schulen auf eine mögliche Infektion mit dem Erreger Sars-CoV-2 getestet, es spreche also nichts dagegen, etwa im Nachwuchsfußball Trainings am Nachmittag oder Abend abzuhalten - „vor allem auch outdoor“.
Auch der Kultur- und Gastronomiebereich werde aufatmen, zeigte sich Wallner überzeugt - wenn auch „das alles nur mit Selbsttests und mit klaren Regelungen“. Um diese auszuarbeiten „werden wir noch zwei, drei Tage Zeit brauchen“. Aber: „Ich meine, man sollte das tun - verantwortungsvoll, aber auch ein bisschen mutig.“
Selbsttests digital überprüfbar machen
Wie er es unter einen Hut bekommen wolle, einerseits die Gastronomie zu öffnen, andererseits trotz der damit wieder zunehmenden sozialen Kontakte das Infektionsgeschehen klein zu halten? „Mit einer sehr ausgeweiteten Teststrategie“, so Wallner. Wer ein Lokal betrete, müsse einen negativen Test vorweisen können. Wie alt dieser sein darf, werde noch zu entscheiden sein. Weiters könne man „alle Teststationen, die wir haben, mit Selbsttests ausstatten, das Personal vor Ort muss kein medizinisches sein“.
Und: „In einem zweiten Schritt wäre es gut, wenn der Test zu Hause gemacht werden kann und in irgendeiner Form auch digital hochgeladen und überprüfbar wird.“ Letzter Punkt: „Es kann auch vor Ort natürlich getestet werden“, sagte Wallner. „Es war eine Grundbedingung von mir, dass ich mir so eine Öffnung in Vorarlberg nur vorstellen kann, wenn das Gesundheitsministerium diese Selbsttests, diese Wohnzimmertests, auch wirklich eine Zutrittsmöglichkeit schafft - auch rechtlich.“ Auch „innen“, also in den Lokalen, müssten klare Maßnahmen gesetzt werden. Wie diese ausfallen werden, ließ der Landeshauptmann jedoch offen.
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Wer entscheidet? „Die Frage ist ziemlich gut“
Aktuell liegt die Sieben-Tage-Inzidenz im Ländle bei 73. Auf die Frage, was getan werde, sollte dieser Wert in den kommenden zwei Wochen ansteigen und bei wem dann die Entscheidungsgewalt liege - beim Bund oder bei Wallner -, antwortete der Landeshauptmann: „Die Frage ist ziemlich gut. Wir müssen schon davon ausgehen, dass auch bei uns Steigerungen kommen werde, weil auch die britische Mutationsvariante (des Coronavirus, Anm.) im Hintergrund da ist, allerdings haben uns da die Experten sehr eindeutig gesagt, dass es da sehr große Unterschiede zum Osten Österreichs gibt.“
Konkret: „Sollte es wider Erwarten zu einer Totalexplosion kommen, dass die Dinge außer Kontrolle geraten könnten, dann haben wir österreichweit ohnehin andere Problemstellungen - dann wird natürlich auch in Vorarlberg darüber nachgedacht werden müssen, wie es weitergeht.“ Er glaube aber nicht, dass es tatsächlich so drastisch werde. Wenn doch, so sei vereinbart worden, dass das betreffende Bundesland mit den Bund „in Gespräche tritt“. Er meinte, „dass das richtig ist“. Aber: „Ich sag es ganz ehrlich: Nach zwölf Monaten Pandemie sollte uns etwas Besseres einfallen, als das Land ständig in einen Lockdown zu schicken.“
Wie er verhindern wolle, dass etwa aus Tirol Leute zum Feiern nach Vorarlberg kommen und so das Virus oder Mutanten davon mitbringen? „Im Moment sind wir gegenüber Tirol ein Stück weit, ich will nicht sagen abgeschottet, aber es ist schon anders als früher, weil ja jede Einreise aus Tirol nur mit einer Testverpflichtung geht“, erläuterte Wallner. So werde jeder, der über den Arlberg komme direkt in einem Drive-in überprüft. „Das geht extrem schnell.“ Im Umkehrsinn habe auch jeder, der nach Tirol ausreist, eine „sehr strenge“ Testverpflichtung. Dass es zu einem Feiertourismus kommen werde, glaube er insofern nicht.