Belvedere 21

So nett wie in Wien war Beuys noch nie

Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstsammlung und Archiv, Inv.Nr. 16.102/1/FP / Foto: Philippe Dutartre
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Heuer wäre Joseph Beuys 100 geworden. Die Ausstellung, die seinen Bezug zu Wien zeigen möchte, scheut die schwierigen Themen. Hitler, Steiner, Muehl – diese Bezugspunkte hätte es sich zu untersuchen gelohnt.

„Komme leider nicht“, steht auf dem „Wiener Telegramm“ von 1979. Womit der viel umworbene, medial bereits als neuer großer Sohn der Stadt umjubelte Joseph Beuys seine Absage, eine Professur an der Wiener Angewandten anzunehmen, nachträglich noch zur Kunst machte. „Leider“ war wohl ironisch gemeint. Er hatte einen guten Humor und blieb lieber in Düsseldorf, wo man ihm schnell die Professur zurückgab, die man ihm zuvor entzogen hatte – er hatte mit Studierenden das Rektorat besetzt, um gegen die Aufnahmeprüfung zu protestieren. Das Abholen der jungen Generation war sicher einer der besten Schachzüge dieser die europäische Nachkriegskunst so prägenden Künstlerfigur.

Die Wiener Kunststudenten gingen also leer aus. Die Stadt war damals allerdings schon reichlich gesegnet mit charismatischen Künstler-Gurus. Und statt Beuys kam immerhin Maria Lassnig zur verdienten Professur. Oft hat Wien den deutschen Über-Künstler nicht gesehen. Kam er aber in die Galerie nächst St. Stephan oder an die Angewandte, um ein, zwei Bäume zu pflanzen, strömte die Kunstelite herbei.

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