Auf der Suche nach Ehrlichkeit hat ein deutsches Start-Up Autohändler-Bewertungen analysiert und Geldbörsen in den Straßen verteilt. Auch Österreichs Hauptstadt Wien ist in dem Ranking zu finden.
„Ehrlichkeit ist ein teures Geschenk”, sagte der wohl berühmteste Investor Warren Buffett einst. Das Start-Up Twinner, das 360-Grad-Scans von Gebrauchtfahrzeugen anfertigt, hat nun versucht, diese Ehrlichkeit in Zahlen zu messen. Ein optimistisches Vorhaben. Wie soll das funktionieren?
In diesem Fall hat man sich auf eine Berufsgruppe konzentriert, die wohl auch international einen ausbaufähigen Ruf genießt: Autohändler. Die Ehrlichkeit einer Stadt anhand ihrer Autohändler festzumachen klingt zwar amüsant, ist aber beim besten Willen nicht aussagekräftig genug, um eine Studie zu stützen. Darum hat man nach weiteren Möglichkeiten gesucht, um die Ehrlichkeit in verschiedenen Bereichen einer Gesellschaft zu untersuchen. Und man wurde fündig.
Vertrauen „von oben nach unten”
Im Rahmen der Studie ist man davon ausgegangen, dass Ehrlichkeit „oft von oben nach unten vorgelebt wird” und die Verwaltung einer Stadt als „Vorbild” für die dort lebenden Menschen agiert. Der Aspekt wurde in drei Unterbereiche aufgeteilt: Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Transparenz der Verwaltung wurde anhand der Daten zu Korruption, der Haushaltstransparenz und der Integrität der Wahlen gemessen. Dagegen richtete sich die wirtschaftliche Transparenz nach dem Prozentwert der vorhandenen Schattenwirtschaft an einem Ort, also den wirtschaftlichen Aktivitäten, die vor den offiziellen Stellen verborgen werden. Die gesellschaftliche Transparenz wurde daran gemessen, inwieweit Rechtsstaatlichkeit, Mitspracherecht, Verantwortlichkeit und die Pressefreiheit in einer Stadt gegeben sind. Außerdem wurde analysiert, wie stark die Einwohner Diebstähle wahrnehmen, was ebenfalls zu dem Gesamtbild beiträgt, wie Menschen die Ehrlichkeit ihrer Mitbürger bewerten.
Das Geldbörsenexperiment
Um die individuelle Ehrlichkeit in einer Stadt zu messen, hat man sich an bereits vorhandenen Daten bedient: Beim sogenannten „Geldbörsenexperiment” wurden 17.000 Brieftaschen in Städten in aller Welt ausgelegt, um zu sehen, wie viele davon wieder zurückgegeben würden.
All diese Parameter wurden also in 350 Metropolen, in denen die Studien-Ersteller Zugang zu vergleichbaren Daten hatten, gegenübergestellt. Städte in Indien und China sind beispielsweise aufgrund mangelnder Datenlage nicht Teil der Studie. Dann wurde die Auswahl auf die 75 ehrlichsten Städte begrenzt. Studien-Ersteller Twinner betont jedoch, dass dieser Index nicht dazu dienen soll, die unehrlichsten Städte und Orte anzuprangern. Vielmehr möchte man die Städte hervorheben, die gut abgeschnitten haben. Die da wären:
Die etwas unehrlicheren Städte der Welt
Die ehrlichsten Städte der Welt
1. Zürich, Schweiz
2. Tokio, Japan
3. Adelaide, Australien
4. Phoenix, USA
5. Hamburg, Deutschland
6. Amsterdam, Niederlande
7. München, Deutschland
8. Kopenhagen, Dänemark
9. Edinburgh, Schottland
10. Brisbane, Australien
11. Denver, USA
12.Portland, USA
13. Wien, Österreich
14. Ottawa, Kanada
15. Leipzig, Deutschland
60. Brüssel, Belgien
61. Albuquerque, USA
62. Houston, USA
63. Tel Aviv, Israel
64. New York, USA
65. Los Angeles, USA
66. Florenz, Italien
67. Chicago, USA
68. Barcelona, Spanien
69. Paris, Frankreich
70. Lissabon, Portugal
71. Cordoba, Argentinien
72. Mailand, Italien
73. Las Vegas, USA
74. Rom, Italien
75. Madrid, Spanien
Zürich belegt also den ersten Platz im Städte-Ehrlichkeitsindex. Und plötzlich macht Warren Buffetts Aussage mehr Sinn denn je: „Ehrlichkeit ist ein teures Geschenk.”
Die genauen Ergebnisse des Städte-Ehrlichkeitsindex finden Sie hier.