Australien

Erstmals Export von Corona-Impfstoff aus EU gestoppt

Im Bild: Impfstoff der EU wird, wie vorgesehen, an afrikanische Entwicklungsländer geliefert
Im Bild: Impfstoff der EU wird, wie vorgesehen, an afrikanische Entwicklungsländer geliefertAPA/AFP/PCOO-OGMPA/-
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Die geplante Ausfuhr von Corona-Impfstoff aus der EU in einen Drittstaat ist gestoppt worden. Italien verhinderte, dass 250.000 Dosen AstraZeneca.Impfstoff an Australien geliefert werden.

Erstmals ist die Ausfuhr von Corona-Impfstoff aus der Europäischen Union in einen Drittstaat gestoppt worden. Italien verhinderte die Lieferung von 250.000 Dosen Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca an Australien, wie EU-Kreise am Donnerstag bestätigten. Zuerst hatte die "Financial Times" darüber berichtet.

Grundlage ist ein Ende Jänner eingeführtes System zur Exportkontrolle. Danach müssen Pharmakonzerne, die Lieferverpflichtungen für die EU haben, Ausfuhrgenehmigungen für in der EU produzierte Impfstoffe beantragen. Wenn Hersteller die EU bei Liefermengen unrechtmäßig benachteiligen, könnten Genehmigungen verweigert werden. AstraZeneca hatte die vertraglich zugesagte Liefermenge an die EU im ersten Quartal drastisch gesenkt und damit für großen Unmut gesorgt.

Entwicklungsländer ausgenommen

Ausgenommen von dem System sind Exporte in eine Reihe von Partnerländern und in Entwicklungsländer. Zu den Partnerländern zählen die Schweiz, Israel und die Ukraine - nicht aber Großbritannien und Kanada. Zuständig für die Ausfuhrgenehmigungen ist der EU-Mitgliedstaat, in dem die für den Export vorgesehenen Impfstoffe produziert wurden. Die EU-Staaten holen vor Entscheidungen die Stellungnahme der EU-Kommission ein.

Im vorliegenden Fall waren sich Rom und Brüssel nach dpa-Informationen einig. Zuvor waren etliche andere Exportanträge anderer Firmen genehmigt worden, die meisten kamen von Biontech/Pfizer, das von Europa aus viele Länder beliefert.

Die italienische Regierung lehnte eine Stellungnahme ab. Der Schritt der italienischen Regierung drohe die globalen Spannungen über die Beschaffung von Impfstoffen zu verschärfen, berichtete die "Financial Times". Italiens neuer Premier Mario Draghi hatte auf einem Gipfeltreffen der EU-Staats- und Regierungschefs vergangene Woche die Frage gestellt, warum die EU keine strengeren Impfstoff-Exportkontrollen einführe. Draghi sagte, dass die Beschleunigung der Impfkampagne in Italien der Schwerpunkt der ersten Monate seiner Amtszeit sein wird. Anfang dieser Woche kündigte die italienische Regierung neue Impfziele an. Bis zum Dienstag hatte das Land 4,6 Millionen Menschen geimpft.

AstraZeneca liefert der EU bisher nicht die vertraglich zugesagten Mengen Impfstoffe. So reduzierte das Unternehmen die Menge für das erste Quartal von 80 Millionen auf 40 Mio. Dosen. Es stand die Vermutung im Raum, dass in der EU produzierte Vakzine in Drittstaaten gebracht wurden. Das war der Anlass zur Einführung des Exportmechanismus.

Exportbeschränkungen sind für die EU politisch heikel. Denn es ist gewünscht, dass die Pharmafirmen in Europa produzieren und hier neue Standorte aufbauen. Und es wird anerkannt, dass die Konzerne Lieferpflichten gegenüber anderen Ländern haben. Die EU-Kommission betont deshalb die Linie, solange Verträge mit der EU eingehalten würden, würden Ausfuhren nicht gestoppt. Vielmehr werde sehr viel aus der EU in Drittstaaten geliefert, aus den USA und Großbritannien hingegen nichts oder fast nichts.

(APA)

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