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Wie wirkt sich Corona auf die Gleichstellung von Frauen und Männern aus?

Auch der Frauentag am 8. März steht heuer im Zeichen von Corona: Wie wirkt sich ein Jahr Krise auf die Chancengleichheit von Männern und Frauen aus? Mehrere Debatten-Beiträge in der „Presse" beschäftigten sich mit dem Thema.

Zuerst die gute Nachricht zum Frauentag: Der Lohnunterschied von Frauen und Männern in Österreich ist seit 2005 gesunken, zeigen Untersuchungen des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo). Vorhanden ist er freilich immer noch, die Gründe - und Verbesserungsmöglichkeiten - zählen Ökonominnen und Ökonomen im Blog „Der ökonomische Blick“ auf.

Gibt es nun aber wieder Rückschritte? Umfragen und Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Coronakrise beim Thema Gleichstellung von Männern und Frauen wieder einiges verändert hat.

Deutliche Nachteile für Frauen in der Pandemie sehen etwa Azra Dizdarevic und Joseph Waldstein in einem Gastkommentar: Frauen seien seit der Pandemie häufiger von häuslicher Gewalt betroffen, seien (etwa durch Home-Schooling oder Pflege von Angehörigen) oft stärker im Haushalt belastet, und hätten außerdem häufiger ihre Arbeit verloren. Dennoch plädieren die Autoren dafür, Covid-19 als Chance für weitreichendere Veränderungen wahrzunehmen. Denn: „Zurück zur 'Vor-Corona-Normalität' ist nicht genug."

Oftmals seien Frauen von den Mehrfachbelastungen in der Coronakrise stärker betroffen, sagten auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen und seine Frau Doris Schmidauer anlässlich einer Diskussionsveranstaltung zum Frauentag. Der Präsident merkte dabei auch an, dass der Frauentag keine „reine Frauensache“ sei, wichtig sei eine „Kooperation“ mit Männern.

Zumindest wenn es nach Julia Nentwich und Gabriele Schambach geht begünstigen die Strukturen in der heutigen Arbeitswelt nach wie vor Männer. Warum? „Während Männer in der überwiegenden Mehrheit Partnerinnen haben, die sie bei den sogenannten Care-Aufgaben entlasten, leben Frauen in Führungspositionen überwiegend in Partnerschaften, in der beide Vollzeit arbeiten“, schreiben die Forscherinnen in einem Gastbeitrag. Dies müssten Unternehmen zur Kenntnis nehmen und andere Arbeitsbedingungen schaffen. Nur so könne man gleiche Karrierechancen für die vielen gut ausgebildeten Frauen ermöglichen. Die Autorinnen schreiben: „Die Arbeitswelt der Post-Pandemie ist dafür wie geschaffen, lasst uns anfangen, sie inklusiv zu gestalten!"

Ein anderer Gastkommentator ist bereits jetzt überzeugt: „Die Zukunft gehört den Frauen“. Wie der Zukunftsforscher Daniel Dettling darauf kommt? Zum einen würden von Frauen regierte Länder (von Neuseeland über Finnland bis hin zu Deutschland) besser durch die Coronakrise kommen. Zum anderen sieht zwar auch Dettling, dass viele Familien beim Home-Office und Home-Schooling in alte Rollenmuster verfallen, doch das sei lediglich eine Momentaufnahme. Corona werde zum „Game Changer“ in der Arbeitswelt, denn: „In der 'neuen Normalität" wird Home-Office die Regel und stundenlange Präsenzsitzungen und Veranstaltungen zur Ausnahme.“

Eine riskante Wette geht Dettling am Ende seines Textes, der schon im Sommer in der „Presse" erschien, auch ein: „Spätestens in 20 Jahren verdienen Frauen mehr als Männer, weil ihre Berufe krisenresistenter sind. Wetten?"

Was wohl auch eine Wette wert ist: Das Thema Chancengleichheit wird die Welt auch nach der Coronakrise noch eine Weile beschäftigen, selbst wenn das Motto der UN für den diesjährigen 8. März lautet: „Women in leadership: Achieving an equal future in a COVID-19 world. ("Frauen in Führungspositionen: Für eine ebenbürtige Zukunft in einer Covid-19-Welt“).

(sk)

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