Militärputsch

Der tote Engel des burmesischen Widerstands

Reuters
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Die 19-jährige Ma Kyal Sin starb im Kugelhagel auf den Straßen von Mandalay – und wurde zur Märtyrerin der Demokratie-Bewegung. Unterdessen posieren burmesische Soldaten im Internet mit ihren Waffen.

Bevor Ma Kyal Sin am Mittwochmorgen aus dem Haus ging, postete sie Folgendes auf Facebook: ihre Blutgruppe, eine Kontaktnummer für den Notfall; die Bitte, ihren Körper an die Wissenschaft zu spenden, falls sie an diesem Tag sterben sollte. Am Abend war die 19-Jährige, die sich selbst „Angel“, also Engel, nannte, tot. Jemand hatte ihr bei einer Demonstration gegen den Militärputsch in Burma (Myanmar) in den Kopf geschossen, mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Polizist. Ein am Mittwoch aufgenommenes Foto zeigt Kyal Sin, als sie noch lebte: Sie stützt sich mit einer Hand am Boden ab, die Jeans zerrissen und nass, eine Plastikbrille baumelt um ihren Hals. „Everything will be OK“, steht auf ihrem T-Shirt, „Alles wird gut.“

Für die Demokratie-Bewegung wurde die 19-Jährige zur Märtyrerin. Als tags darauf der Leichenwagen mit ihrem Sarg durch die Straßen Mandalays rollte, standen entlang der Strecke Menschen und reckten drei Finger in die Höhe – das Symbol der Protestbewegung.

Nationalheld bleibt im Amt

Zu einem solchen ist nun auch die 19-jährige Taekwondo-Sportlerin und begeisterte Tänzerin geworden. Mehr als 50 Menschen sollen in den seit einem Monat andauernden Protesten bisher gestorben sein. 38 wurden am Mittwoch getötet, dem bisher blutigsten Tag.
Am Donnerstag fanden Trauerfeiern statt, die Demokratie-Bewegung gedenkt ihrer Helden. Zu diesen gehört auch ein Lebender: Kyaw Moe Tun, der UN-Botschafter Burmas. Er hatte sich vor einer Woche bei einer Rede in New York von der Militärjunta losgesagt und dabei ebenfalls drei Finger zum Protestgruß gehoben. Die Junta bezichtigt ihn deshalb des „Hochverrats“ und wollte ihn seines Amtes entheben. Doch ein Diplomat, den die Generäle als Ersatz nominierten, gab auf Facebook bekannt, dass er gekündigt habe. Somit bleibt Kyaw Moe Tun vorerst im Amt. Der UN bleibt damit eine unangenehme Situation erspart: Sie muss vorerst keinen Diplomaten anerkennen, der von der Militärjunta nominiert wurde.

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