Ski-Analyse

Wenn die Allerschnellsten chancenlos sind

Alle Flugeinlagen nützen nichts: Matthias Mayer über dem Zwölferkogel.
Alle Flugeinlagen nützen nichts: Matthias Mayer über dem Zwölferkogel.(c) APA/EXPA/JOHANN GRODER (EXPA/JOHANN GRODER)
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Die Absage der ersten Saalbach-Abfahrt bleibt nicht folgenlos: Das Rennen um den Speed-Thron wird zum Duell zwischen Beat Feuz und Matthias Mayer. Doch der Gesamtweltcup bleibt selbst für dieses Topduo unerreichbar.

Saalbach-Hinterglemm. Gerade einmal neun Läufer schafften es ins Ziel, aber selbst da hatte der Schneeregen schon Topstars wie Beat Feuz ausgebremst. „Im Sinne der Fairness die richtige Entscheidung“, kommentierte Weltmeister Vincent Kriechmayr die Absage der ersten von zwei Abfahrten in Saalbach-Hinterglemm, obwohl sein zweiter Platz nicht mehr gefährdet gewesen wäre.

Doch weil in diesem Winter nur noch zwei Abfahrten auf dem Programm stehen – ein weiterer Anlauf erfolgt heute in Saalbach (11 Uhr, ORF1) und das Weltcupfinale in Lenzerheide – haben die Glemmtaler Wetterkapriolen Auswirkungen auf den Kugelkampf in der Königsdisziplin. Aus dem Dreikampf Feuz, Matthias Mayer, Dominik Paris wurde ein Zweikampf. Der drittplatzierte Paris war beim Saalbach-Abbruchrennen zwar schnellster Mann und hätte Boden gut gemacht, zwei Rennen sind für den Südtiroler nun aber zu wenig, um aufzuholen. Auch Mayer (358 Punkte) hat ohne Totalausfall von Feuz (406) nur noch wenig Chancen, die 48 Zähler auf den Schweizer gutzumachen (Sieg = 100 Punkte). Zumal sich Feuz in Saalbach in guter Form zeigte und nur vom Neuschnee gebremst wurde. Der Emmentaler, 34, rüttelt immer mehr am Thron von Franz Klammer, der fünf Abfahrtskugeln gewann (1975 bis 1978, 1983). Für Feuz wäre es der vierte Erfolg en suite, er würde mit Landsmann Didier Cuche gleichziehen.

Weil im Saisonfinish keine Abfahrt mehr nachgetragen werden kann, macht die Saalbach-Absage auch eines deutlicher denn je: Speedpiloten hatten in diesem Winter noch geringere Chancen als bisher, um im Gesamtweltcup mitzumischen. Die Zahlen dazu: Nach bisher 29 Herrenrennen stehen 18 Technikbewerbe (neun Slaloms, acht Riesentorläufe, ein Parallelbewerb) nur elf Speedevents (fünf Super-G, sechs Abfahrten) gegenüber. Sollten alle weiteren Rennen wie geplant stattfinden können, steht es am Ende 22:15.

Mayer ist trotz starker Saison (sechs Podestplätze in elf Speedrennen, nie schlechter als Elfter) als bestklassierter Speedspezialist nur Fünfter im Gesamtweltcup. „Es war in den vergangenen zehn Jahren schon extrem, aber heuer ist es auf die Spitze getrieben worden“, meinte der Kärntner, 30, zum Technik-Überhang. „Ich bin in diesem Winter bei mehr Rennen vor dem Fernseher gesessen, als dass ich selbst gefahren bin. Wir hatten im Weltcup drei Speedrennen im Jänner und zwei im Februar. Das ist schon extrem dafür, dass wir das ganze Jahr trainieren.“

Was nicht etwa an der Pandemie liegt. Tatsächlich war die wetterbedingte Saalbach-Absage das erste Rennen, das verloren ging.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2021)

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