Interview

„Wir brauchen auch die Männer“

Mehr Lohntransparenz, weniger Rollenklischees – das will Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP). Und: „Es sollte selbstverständlich sein, dass auch der Vater ein Jahr in Karenz geht.“ Wütend macht sie die fehlende Gleichstellung aber nicht.

Der Frauentag ist auch ein Kampftag – für Gleichstellung und Gleichberechtigung. Aber wogegen kämpft man, das Patriarchat?

Susanne Raab: Ich kämpfe immer für eine Sache, nicht gegen etwas. Als Frauenministerin kämpfe ich für die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Österreich ist auf einem guten Weg, aber es gibt in allen Bereichen noch Luft nach oben.

Um Lösungen zu finden, muss man das Problem benennen. Was ist es – leben wir nicht in einer patriarchalen Gesellschaft?

Das Hauptproblem ist, dass Frauen in vielen Lebensbereichen mehrbelastet sind – das haben wir vor allem im vergangenen Jahr gesehen. Es gibt noch starke veraltete Rollenklischees, die wir aufbrechen müssen.

Während Corona waren Frauen besonders stark gefordert. In der Gleichstellung fiel man zurück. Ist das, was darüber hinaus erreicht wurde, nur kosmetisch?

Keineswegs: Es gibt in der Gleichstellung enorme Errungenschaften, die ich auch hochhalten möchte. Aber klar ist: Die Krise verlangt Frauen sehr viel ab, deshalb muss man sie unterstützen. Wir haben das unter anderem mit einem Familienpaket mit 150 Millionen Euro und der Sonderbetreuungszeit getan, die insbesondere Alleinerzieherinnen zugutekommen.

Der Rechtsanspruch für die Sonderbetreuungszeit wurde zu 73 Prozent von Frauen genutzt. Auch im Ernstfall kümmern sich offenbar immer noch Frauen um die Kinder.

Das hängt auch damit zusammen, dass vielfach Alleinerzieher davon Gebrauch gemacht haben. Und mehr als 90 Prozent der Alleinerziehenden sind eben Frauen. Auch das Kinderbetreuungsgeld wird mehrfach von Frauen in Anspruch genommen.

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