Oskar Werner, der Wiener „James Dean des Theaters“, feiert auch in Hollywood Triumphe. Das legendäre Timbre eines Verführers, Anmut, Feuer, Pathos und Würde, die magische Bühnenpräsenz des tieftraurigen Theatergiganten sind leider früh Vergangenheit.
Der wieselflinke Herr Alischießt wie ein Pfeil durch das Café Hawelka. Moccatassen und Buchteln balancierend. Und Cognac – wenn Oskar Werner in den abgewetzten Plüschpolstern versunken für Reinhardt-Seminaristinnen Rilke rezitiert. 1955. Oskar Werner dreht vier Filme: „Spionage“, „Der letzte Akt“, „Mozart“ und „Lola Montez“. Zur Entspannung lässt sich der jugendliche Filmstar von den Elevinnen bewundern.
Mehr als 25 Jahre später, nach einem Leben voller Siege und Schmach, sitzt er im Café Eiles an seinem Stammplatz hinten am Fenster nahe seinem Josefstädter Studio, das er Cäsars geheimes Feldlager nennt. Er versucht, Medienmenschen von hochtrabenden Projekten zu überzeugen: Vormittags, nach dem zweiten, dritten doppelten Cognac ist er längst dem Cäsarenwahn verfallen: Er plane zum Papstbesuch vor der Universitätskirche Freilichtspiele, in Konkurrenz zu Lorin Maazel für die Caritas ein Neujahrskonzert mit den Symphonikern – bei dem er selbst dirigiert – und werde für den ORF „Faust“ und „Mephisto“ spielen. In eigener Regie.