Pandemie

Viele Frauen haben für die Kinderbetreuung gekündigt

Katharina Mader.
Katharina Mader.Akos Burg
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Die Ökonomin Katharina Mader hat einige Besonderheiten in der aktuellen Krise ausgemacht.

Für die Ökonomin Katharina Mader war vor allem der erste Lockdown ein spannendes Forschungsfeld in Hinblick auf die Verteilung von unbezahlter Arbeit (siehe Artikel oben). Allerdings eines, das so manche Überraschung offenbart hat. Sie hat nämlich untersucht, inwieweit die Arbeit im Haushalt und die Kinderbetreuung bei Familien mit Home-Office aufgeteilt wurden. „Wir hätten tatsächlich angenommen, dass es in mehr Haushalten eine 50:50-Verteilung gibt und eine Krise uns da vielleicht etwas zurückschmeißt. Aber wir waren noch gar nicht so weit“, sagt Mader. Immerhin hat sich bei ihrer Studie herausgestellt, dass Mütter mit Partner genauso viel unbezahlte Arbeit verrichten wie Alleinerzieherinnen (nämlich rund neun Stunden pro Tag).

Die Hinweise, für die Annahme, dass die Hausarbeit gerechter aufgeteilt ist, hat sie aus den Daten des Arbeitsmarktes gezogen. „Wir haben in den letzten Jahrzehnten einen massiven Anstieg an der Frauenerwerbstätigkeit gesehen. Wir dachten, wenn die Frauen am Arbeitsmarkt sein können, müssen sie irgendwie freigespielt sein von der unbezahlten Arbeit“, sagt Mader. Die Annahme, dass das die Partner übernehmen, hat sich als falsch herausgestellt. Vielmehr habe die Krise deutlich gemacht, dass diese Haus- und Betreuungsarbeiten eben an andere Frauen ausgelagert wurden, die vor allem im ersten Lockdown ausgefallen sind – von der Kindergartenpädagogin über die Großmutter bis zur Putzfrau.

Diese Krise ist anders. Die Coronakrise hat Frauen aber auch am Arbeitsmarkt anders getroffen als die Krisen zuvor. „Historisch waren bei Wirtschaftskrisen immer zuerst Männer und Männerjobs betroffen, also die produzierende und exportorientierte Industrie, in der letzten Krise zum Beispiel die Autozulieferer“, sagt Mader. Viele Instrumente zur Krisenbekämpfung, wie die Kurzarbeit, seien deshalb auch sehr stark auf typische Männerberufe ausgerichtet. Bei den Krisen zuvor waren Frauen am Arbeitsmarkt dann oft erst nach der Krise betroffen, wenn Sparmaßnahmen vorgenommen wurden. „Dann ist in diesem zweiten Schritt die Frauenarbeitslosigkeit gestiegen. Das Besondere der aktuellen Krise ist, dass typische Frauenjobs gleich von Anfang an betroffen waren.“ Dass typische Frauenberufe im Dienstleistungssektor eher krisenresistent sind, wie das in den Krisen zuvor war, hat dieses Mal nicht zugetroffen.

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