Die Pandemie hat Frauen besonders stark getroffen: zu Hause mit Kinderbetreuung, Home-Schooling und einem kleinen Backlash. Außerhalb davon, weil sie in vielen derzeit besonders geforderten Berufen stark vertreten sind. Protest kam wenn, dann erst sehr spät auf. Die Krise hat deutlich gemacht, dass die Gleichberechtigung noch nicht so weit ist, wie wir glauben. ✒
Der Frauentag naht. Das ist nicht zu übersehen. Plötzlich haben alle etwas zum Thema beizutragen. Die, die tatsächlich etwas zu sagen haben, weil sie in der Materie vertieft sind, wie Frauenorganisationen. Aber auch weniger Involvierte, Unternehmen zum Beispiel, die offenbar nicht allzu viele Gedanken an den Ursprung dieses Tages verschwendet haben und ihn als eine Mischung aus Shoppingtag, Muttertag und Valetinstag verstehen. Nein, der Frauentag ist nicht der richtige Tag, um irgendwelche Blumen zu verteilen.
Schon gar nicht heuer. Denn heuer ist der Frauentag zwar weder anders noch weniger notwendig als die Jahre zuvor. Man kann auch heuer die Anliegen der Frauenorganisationen, die sie in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten zu dem Tag formuliert haben, wieder ausgraben und – vielleicht mit der ein oder anderen Korrektur bei ein paar Zahlen – genauso verlesen. Heuer ist es aber dennoch ein besonderer Frauentag. Einer nämlich, der ein Jahr Pandemie hinter sich hat. Und die hat gezeigt, dass eine Krise nicht immer nur eine Chance sein kann. Sondern oft auch einfach Dinge sichtbar macht, die wir so vorher nicht sehen wollten. Dass wir bei der Gleichberechtigung zum Beispiel noch lang nicht so weit sind, wie wir das gern hätten oder behaupten.