Das Leben von Lola Montez wurde auch verfilmt, unter anderem 1955 von Max Ophüls. Darstellerin war Martine Carol.
Zeitreise

Der Fehdehandschuh ins Gesicht der Männer

Die vor 200 Jahren geborene Lola Montez war eine der schillerndsten und bekanntesten Kunstfiguren im Europa des Vormärz. Eine Frau aus dem viktorianischen England, die nicht zu Hause strickte, sondern als Tänzerin die Welt eroberte und einen König stürzte.

Wer eine Zeitung lesen konnte, also die gesamte zivilisierte Welt, kannte sie. Sollte aber jemand annehmen, dass eine Vielzahl von Zeugnissen ein genaueres Bild liefert: Nicht so bei Lola Montez. Wahr und falsch sind schwer zu trennen, zumal die Hauptperson selbst ihre Biografie stets neu justierte. Fügt man dann das hinzu, was sich Romanautoren, Filmregisseure und Hunderte Journalisten ausdachten, ist man rettungslos verloren. Je nachdem, welcher Geschichte man Glauben schenkt, war diese Frau eine Verkörperung weiblichen Liebreizes oder ein unmoralisches Flittchen und eine Bettkantenkarrieristin, war sie eine große Tänzerin, die mit ihrer Kunst in den Bann schlug, oder eine in ihrer Verachtung konventioneller Frauenbilder frühe Feministin.

Welches Bild dominierte, sagt viel auch über das Frauenbild und die Moralvorstellungen der jeweiligen Zeit aus. Das Einzige, das nicht bestritten wurde, nicht einmal von den moralinsauren Gegnern, waren neben ihrer Intelligenz ihre Schönheit und ihr bezaubernder Charme. Sie selbst sagte von sich: „Ich habe alles erlebt, was die Welt zu geben hat – alles!“ Es war so viel, dass es nur für vier Lebensjahrzehnte reichte. Dann wurde sie, die irische Traviata, von ihrer so großen physischen Stärke im Stich gelassen.

Ehebruch. Im verlogen moralischen viktorianischen Zeitalter hinterließ schon die noch jugendliche, 1821 in Irland geborene Eliza Gilbert einen ungünstigen Eindruck: Heftig und halsstarrig sei ihr Wesen, hieß es, stürmisch und rebellisch der Charakter, wie eine der widerspenstigen jungen Damen aus den Romanen Jane Austens, die sich nicht an die Kandare nehmen lassen wollen. Die einzig erstrebenswerte Leistung eines viktorianischen Mädchens, die Führung einer Ehe, gelang ihr gar nicht. Sie war noch nicht einmal 19, da war sie schon wegen eines nachgewiesenen Ehebruchs geschieden.

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