Unterwegs

Hundsnormaler Urlaub

Unvermeidlich rückt in den Fokus, was normalerweise der Urlaub ist. Wir sollten dafür ausreichend gestählt sein.

Zaghaft, aber doch beginnen erste Urlaubsplanungen. Damit ist alles gemeint, was nicht im Land stattfinden soll, sondern eben – in einem Urlaubsland. Die Heimat hat als Destination zwar einen gewaltigen Aufschwung erfahren, dennoch: Vollwertiger Urlaub ist immer noch Strand, Meer, Nepp und fremdsprachige Speisekarten, zur Erheiterung mit Deutsch aus dem Google-Translator. Also Italien, Kroatien, Frankreich, Spanien, Griechenland. An viel weiter traut man sich eh nicht zu denken.

Einen Vorteil könnte man diesmal mitnehmen: Paare und Familien sind ans enge Aneinander gewöhnt, zumindest in räumlicher Hinsicht. Denn wenn man ehrlich ist: Urlaubs- ist oft auch Krisenzeit, vergleichbar mit Weihnachten, wenn innerfamiliäre Spannungen mehr Funken sprühen als die Dinger am Baum.

Im Urlaub bricht gern durch, was der Alltag gut verhüllt: Dass er und sie nicht auf gleicher Frequenz senden. Bleiben wir im Klischee: Für Männer heißt Urlaub: Trinken ab Vormittag und schlafen am Nachmittag. Frauen wollen Ausflüge machen, Sightseeing und gemeinsam auf Entdeckungsreise gehen: zu sich selbst. Mit ganz viel Reden. Jetzt, wo Zeit ist und der Partner keine Ausreden hat. Nicht unbedingt, was Männer unter Erholung verstehen.

Was fällt noch darunter? Frauen können keine Karten lesen (ist allerdings schon obsolet), Männer schaffen es nicht, nach dem Weg zu fragen. Sie knausert beim Trinkgeld, er schaut der Kellnerin zu lang nach. Wisst ihr was? Gäb's bloß wieder einen hundsnormalen Urlaub. So wie früher, mit allem Drum und Dran. ⫻

timo.voelker@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2021)

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