Leitartikel

Zu langsam und zu schnell

Die Presse/Clemens Fabry
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Warum man Öffnungsansagen lieber mit Fakten statt mit einem Datum verbinden sollte. Und wieso es ein glückliches Land in der Krise tendenziell schwerer hat.

Nicht nur die Geschichte, auch die Pandemie wiederholt sich. So kommt einem die aktuelle Situation bekannt vor: Trotz schlechter Prognose werden Öffnungsschritte angekündigt. Dann passiert, was die Experten schon vorausgesagt haben: Die Zahlen steigen. Und plötzlich wackeln die Öffnungen.

Warum, so fragt man sich, nennt die Regierung konkrete Termine, die oft verschoben werden müssen, statt nachvollziehbarer Kriterien, also: Wenn X passiert, folgt Y. Mögen X nun Inzidenzen, Steigerungsraten oder andere sinnvolle Indikatoren sein. Zwar wird bei Lockerungs-Pressekonferenzen die Formel „Wenn es die Infektionslage hergibt“ nachgeschoben. Aber was heißt das konkret? Und wer hört bei Nachsätzen zu? Wenige. Daher haben unbedachte Öffnungsansagen neben dem frustrierenden Hü-hott einen weiteren Effekt: Sie verführen manche dazu, es schon vorab lockerer zu nehmen. Denn wenn bald aufgesperrt wird, wie schlimm kann es sein? Nun, schlimmer als gedacht, und zwar auch, weil sich die Vorfreude in den Zahlen widerspiegelt.

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