Gegen Militärregime

Trotz Polizeigewalt und Razzien: In Burma wird weiter demonstriert

Die Demonstranten fordern die Freilassung und Wiedereinsetzung der gestürzten De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi und die Anerkennung der Wahl vom November.
Die Demonstranten fordern die Freilassung und Wiedereinsetzung der gestürzten De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi und die Anerkennung der Wahl vom November. (c) REUTERS (SOE ZEYA TUN)
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Sicherheitskräfte gehen weiter hart gegen die Demonstranten vor. Bilder zeigen den Einsatz von Tränengas und Blendgranaten, bei Regimegegnern sollen Razzien durchgeführt worden sein.

In Burma haben landesweit wieder Zehntausende Menschen gegen den Militärputsch vor gut einem Monat demonstriert. Dabei kam es am Sonntag auch wieder zu einem gewaltsamen Vorgehen der Sicherheitskräfte. In der Stadt Bagan löste die Polizei Proteste mit Schüssen auf. In der Wirtschaftsmetropole Yangon (früher Rangun) führte das Militär in der Nacht Razzien gegen Mitglieder der Partei der entmachteten Politikerin Aung San Suu Kyi durch, wie Vertreter der NLD bestätigten.

"In einigen Bezirken wurden NLD-Vertreter verhaftet, wir wissen nicht genau, wie viele", sagte der NLD-Politiker Soe Win der Nachrichtenagentur AFP. Der NLD-Abgeordnete Sithu Maung berichtete auf Facebook, Einsatzkräfte der Junta seien in der Nacht beim Haus von Parteisprecher U Maung Maung aufgetaucht. Als sie ihn dort nicht fanden, hätten sie dessen Bruder geschlagen und gefoltert.

Mit Entlassung, Haft und Tod gedroht

In den Staatsmedien Burmas wurde Abgeordneten, die sich zu dem Komitee Pyidaungsu Hluttaw zusammengeschlossen haben, massiv gedroht. Mit ihrem Anspruch, die rechtmäßige Regierung von Burma zu stellen, begingen sie "Hochverrat". Dieser werde mit langer Haft oder dem Tod bestraft, hieß es in Mitteilungen der staatlichen Medien.

Am Samstag wurde in den staatlichen Medien öffentlich Bediensteten mit sofortiger Entlassung gedroht, sollten sie nicht an ihre Arbeitsplätze zurückkehren. Zahlreiche öffentlich Bedienstete boykottieren derzeit aus Protest gegen die Junta die Arbeit. Die Junta will am Montag die Banken in dem südostasiatischen Land wieder öffnen.

Proteste gehen weiter

Ungeachtet der Razzien, Drohungen und Einschüchterungen gehen die Proteste gegen den Militärcoup von Anfang Februar und für die Freilassung von Aung San Suu Kyi unvermindert weiter. In der historischen Tempelstadt Bagan eröffneten Polizisten am Sonntag Augenzeugenberichten zufolge das Feuer, um einen Protest aufzulösen. Es ist unklar, ob sie mit Gummigeschoßen oder scharfer Munition schossen. Berichte über Opfer liegen nicht vor.

In rund einem halben Dutzend weiteren Städten kam es ebenfalls zu Demonstrationen, auch in der größten Stadt Yangon. In der Stadt Lashio im Norden des südostasiatischen Landes ging die Polizei mit Tränengas und Blendgranaten gegen Demonstranten vor, wie Live-Bilder auf Facebook zeigten.

In der zweitgrößten Stadt Mandalay protestierten Aktivisten mit einem Sitzstreik, nachdem sie zuvor mit zwei Schweigeminuten der Menschen gedacht hatten, die von Polizei und Armee bei den Protesten in den vergangenen Wochen getötet wurden.

Menschen gehen seit über einem Monat auf die Straße

Das Militär hatte am 1. Februar geputscht und die demokratisch gewählte De-Facto-Regierungschefin Suu Kyi unter Hausarrest gestellt. Seither dauern die Proteste gegen die Junta an, die mit immer härteren Methoden gegen die Demonstranten vorgeht. Nach UNO-Angaben wurden seit Anfang Februar mindestens 55 Menschen getötet. Allein am Mittwoch, dem bisher blutigsten Tag, starben 38 Menschen durch die gewaltsame Niederschlagung der Proteste. Bürgerrechtsgruppen sprechen zudem von über 1700 Festnahmen.

(APA/Reuters)

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