Schon eigenartig, welche Meldungen es zum Weltfrauentag so gibt.
Heute ist Weltfrauentag, nicht vergessen. Denn es ist tatsächlich wichtig, über Gleichberechtigung, Frauenmangel in Vorstandsetagen und Diskriminierung bei der Bezahlung zu reden. Nicht bloß am Weltfrauentag wohlgemerkt, aber immerhin.
Nur: Muss der Tag wirklich alljährlich mit scheinheiligem Marketinggetöse begangen werden? Kurzer Auszug aus den Presseaussendungen der vergangenen Tage: Ein Verkehrsklub untermauert mit einer Studie, dass Frauen sicherer Auto fahren; ein Essenszusteller präsentiert „fünf Powerfrauen, die die Restaurantszene verändern“; ein Assetmanagementunternehmen warnt, „Anlageirrtümer kommen Frauen teuer zu stehen“ (warum nur Frauen?); eine Interessenvertretung betont: „Frauen in der Wirtschaft packen täglich an.“
Interessant. Das sollen also Themen sein, die Frauen bewegen? Nein, natürlich nicht. Viele Unternehmen sehen in solchen Aussendungen offenbar die Möglichkeit, sich ein zeitgemäßes Image zu verpassen. Ob es funktioniert, steht halt auf einem anderen Blatt.
Aber spätestens am Dienstag ist der Spuk eh vorbei und vergessen. Die wirklich wichtigen Frauenthemen auch?
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2021)