Parlament

Kickl wird vom Nationalrat "ausgeliefert"

FPÖ-Klubchef Herbert Kickl
FPÖ-Klubchef Herbert Kickl imago images/SEPA.Media
  • Drucken

Das Parlament ermöglicht dem Magistrat Wien die Verfolgung des FPÖ-Klubchefs. Grund ist seine Teilnahme an einer Demonstration gegen die Coronapolitik von ÖVP und Grünen. Die FPÖ ortet Willkür.

Dem freiheitlichen Klubobmann Herbert Kickl drohen nach seiner Teilnahme an einer Demonstration gegen die türkis-grüne Coronapolitik rechtliche Probleme bzw. eine Geldstrafe. Der Nationalrat wird am Donnerstag dem Wiener Magistrat eine Verfolgung des FPÖ-Fraktionschefs ermöglichen. Die entsprechenden Voraussetzungen hat der Immunitätsausschuss am Mittwoch mit Stimmen der Koalition geschaffen.

Dort musste die Frage beantwortet werden, ob Kickls Verhalten im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Abgeordneter stand. Während SPÖ, Freiheitliche und Neos dies bejahten, sahen es ÖVP und Grüne anders. Damit wird Kickl "ausgeliefert". Die Abstimmung am Donnerstag im Plenum ist nur noch Formsache.

Kickl hatte Anfang März an einer Veranstaltung gegen die Corona-Maßnahmen im Zentrum Wiens teilgenommen. Nach Meinung des Magistrats hat er dabei Verstöße begangen, etwa nicht durchgehend den vorgeschriebenen Abstand oder die Maskenpflicht eingehalten. Im Raum steht eine Verwaltungsstrafe von bis zu 500 Euro.

Belakowitsch ortet "ein reiner politischen Willkürakt"

Kritik an dem Vorgehen kam am Mittwoch prompt von der freiheitlichen Klubobmann-Stellvertreterin Dagmar Belakowitsch: "Die Regierungsparteien verlassen den Boden des Rechtsstaats immer mehr", meinte sie in einer Aussendung. "Herbert Kickl wurde angezeigt, als er an einer Versammlung des Freiheitlichen Parlamentsklubs am 6. März auf dem Heldenplatz teilnahm und dann - so wie tausende andere Regierungskritiker - von der Polizei am Verlassen des Veranstaltungsorts gehindert wurde. Einen deutlicheren politischen Zusammenhang kann es nicht geben."

Die Aufhebung von Kickls Immunität sei daher "ein reiner politischer Willkürakt der Regierungsparteien und ein weiteres Zeichen dafür, dass Gesetze bei der völlig enthemmten Verfolgung von Kritikern der schwarz-grünen Corona-Politik für Schwarz-Grün keine Rolle mehr spielen", sagte Belakowitsch.

Kickl selbst erklärte, er danke den Regierungsfraktionen für die Aufhebung seiner Immunität. "ÖVP und Grüne begehen damit zwar Rechtsbeugung und stellen die jahrelang geübte Auslieferungspraxis auf den Kopf. Aber dafür bekomme ich die Gelegenheit, im Rechtsweg weitere sinnlose Corona-Verordnungen vor den Verfassungsgerichtshof zu tragen, wenn nicht schon davor die Berufungsinstanz die Rechtswidrigkeit der ausgesprochenen Strafe feststellt", so Kickl.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl und die Leiterin der Einsatzabteilung Xenia Zauner bei der Pressekonferenz am Montag zum Thema Corona-Demos.
Kundgebungen

Polizeipräsident zu Demo-Einsatz: „Haben unsere Ziele erreicht“

Von Deeskalation bis hin zur Einkesselung – die Corona-Kundgebungen am Samstag stellten die Polizei auf eine harte Probe. Die Einsatztaktik wechselte. Kritik blieb nicht aus.
CORONA: DEMONSTRATION CORONAWIDERSTAND.ORG
Demonstration

Polizei zur Corona-Demo: "Insgesamt ist der Einsatz gelungen"

Zu den mehr als 3000 Anzeigen werden noch „etliche“ hinzukommen, auch gegen prominente Personen, sagte Polizeipräsident Pürstl nach der Demo am Samstag. Gegen Kritik an dem Einsatz wehrte er sich vehement.
FPÖ-Klubchef Herbert Kickl hatte am Samstag bei einer Kundgebung im Wiener Prater mit Aussagen zu Israel aufhorchen lassen. Manche Beobachter kritisieren diese nun als klar antisemitisch.
Schlagabtausch

Corona-Demos: Die ÖVP fordert Kickls Rücktritt

FPÖ-Chef Norbert Hofer wehrt sich gegen eine „pauschale Kriminalisierung“ der Demonstranten. Bundeskanzler Kurz erkennt bei Kickl unterdessen eine „Hooligan-Mentalität“.
CORONA: KUNDGEBUNG DER FPOe
Leitartikel

Mit dieser FPÖ ist kein Staat zu machen

Warum sich die Rechte – also jene rechts von Sebastian Kurz – so gegen das Impfen und andere Anti-Corona-Maßnahmen sträubt.
Im Bereich der Hofburg hielt FPÖ-Klubobman Kickl unangekündigt eine Rede, in der er die Corona-Politik scharf kommentierte.
Anti-Corona-Demos

Festnahmen, Anzeigen und Schlagabtausch zwischen Nehammer und FPÖ nach Demos in Wien

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) wirft der FPÖ vor, eine "Stimmung von Gewalt" aufbereitet zu haben. Die FPÖ kontert, die Polizeiführung habe die Eskalation bewusst herbeigeführt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.