USA: Tea Party bringt Republikaner in die Bredouille

Party bringt Republikaner Bredouille
Party bringt Republikaner Bredouille(c) AP (Rob Carr)
  • Drucken

„Die Flut hat uns nach oben gespült“, jubelte Christine O'Donnell. Kandidaten wie O'Donnell siegen über das Parteiestablishment. Sie könnten Republikanern bei der November-Wahl aber eine Niederlage bescheren.

WASHINGTON. Nach der erbitterten Wahlschlacht hätte der Kontrast im republikanischen Lager nicht markanter sein können. „Die Flut hat uns nach oben gespült“, jubelte Christine O'Donnell, berauscht von ihrem sensationellen Triumph bei den republikanischen Vorwahlen in Delaware. Mit der finanziellen Unterstützung der radikalen Tea-Party-Bewegung und einer Wahlempfehlung Sarah Palins hatte die forsche 41-Jährige ihren Konkurrenten Mike Castle, den Favoriten des Parteiestablishments, klar aus dem Feld geschlagen.

Der 71-Jährige, ein Ex-Gouverneur und langjähriger Kongressabgeordnete, ist der Prototyp eines moderaten Ostküsten-Republikaners – einer allmählich vom Aussterben bedrohten politischen Spezies. Der Befürworter eines eingeschränkten Waffenrechts und der Abtreibung war von den Parteigranden dazu ausersehen, im November eine demokratische Bastion einzunehmen – den Senatssitz, den Vizepräsident Joe Biden 36 Jahre gehalten hat. Umfragen wiesen für Castle einen komfortablen Vorsprung gegenüber dem demokratischen Kandidaten Chris Coons aus, während O'Donnell einen schweren Stand hatte.

Enthusiasmus der Anhänger

Die republikanische Führung war konsterniert. Niemand wollte O'Donnell zu ihrem Pyrrhussieg gratulieren. Wahlstrategen wie Karl Rove, George W. Bushs Mastermind, gaben die Wahl in Delaware indes verloren – und damit die Hoffnung, womöglich gar die Mehrheit im Senat zu erobern.

Statt O'Donnell im Wahlkampf zu unterstützen, pumpen die Republikaner das Geld jetzt in andere Bundesstaaten. Die ultrakonservative Politikerin, die mit finanziellen Problemen wie Steuerschulden und einer Zwangsversteigerung zu kämpfen hat, baut indes auf den Enthusiasmus ihrer vornehmlich weiblichen Anhänger und auf die Dynamik der Tea-Party-Bewegung. Die Vorwahlen haben die republikanische Basis weitaus mehr mobilisiert als die demokratische – ein schlechtes Zeichen für die Partei Barack Obamas.

Trend: Frauen und Underdogs

In mehrfacher Hinsicht verkörpert Christine O'Donnell einen Trend in diesem Wahljahr: Immer mehr Frauen gehen aus einer Außenseiterposition für die Republikaner ins Rennen. Als Tea-Party-Protagonisten bringen sie die Republikaner zunehmend in die Bredouille – und sie etablieren Sarah Palin als die treibende Kraft der GOP, der Grand Old Party.

Ob in Kentucky, in Kalifornien, Nevada oder in ihrer Heimat Alaska: Überall sprach sich Palin für kontroversielle Kandidaten aus, die sich dann oft auch gegen die Parteielite behaupteten. Eine Polarisierung nimmt sie dabei in Kauf: Wie in Florida der republikanische Gouverneur Charlie Christ überlegt auch die bei den Primaries in Alaska unterlegene Senatorin Lisa Murkowski, als Unabhängige anzutreten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.09.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.