Frauentag I.

Nichts als heiße Luft?

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Feminismus ist seit einiger Zeit richtig in. Doch die alten Baustellen bleiben, und Frauen sind die Verliererinnen der Pandemie.

We Should All Be Feminists“, so betitelte die nigerianische Autorin Chimanda Ngozi Adichie einen 2014 veröffentlichten Essay, in dem sie sich mit der Definition des Feminismus für das 21. Jahrhundert auseinandersetzt. Die Zahl derer, die ihn gelesen haben, ist vermutlich bescheiden im Vergleich zu der Zahl derer, die den Titel zitieren. Er prangt auf zahlreichen T-Shirts, von Billigware bis zu einer Dior-Edition um schlappe 600 Euro das Stück (deren Absatz von der Einkommensschere wahrscheinlich limitiert wird).

Feminismus scheint in zu sein. Prominente Frauen bekennen sich dazu, auch solche, deren Vita nicht unbedingt auf einen Einsatz für (geschlechter-)gerechtere Verhältnisse schließen lässt. Ganze Industriezweige, von der Kosmetik- über die Mode- bis zur Autobranche appellieren an die selbstbewusste Frau, die eigenständig die richtige Kaufentscheidung für ihr Produkt treffen soll; die Medien zeigen uns Role Models, deren Karrieren die ländliche Teilzeitkraft mit kleinen Kindern hoffentlich ermutigen, in Richtung Vorstandssitz loszuzmarschieren. So viel Begeisterung für Frauenpower und weibliche Selbstbestimmung muss alten Emanzen doch Freudentränen in die Augen treiben, oder nicht?

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Na ja, Tränen schon. Denn gleichzeitig wird offenbar, dass Frauen die großen Verliererinnen der Coronapandemie sind. Aufgerieben zwischen Home-Office und Home-Schooling, zugeschüttet mit Hausarbeit, in der Krise gekündigt oder systemerhaltend, aber schlecht bezahlt rund um die Uhr schuftend. Wie passt das alles zusammen?

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