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Männer, die Frauen fördern

Die Seite im Journalist.
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Ein Magazin zeigt nicht die Frauen in Führungspositionen, sondern die Männer, die sie dorthin gebracht haben. Solang Texte dieser Art entstehen, werden wir ihn noch eine Weile brauchen, diesen Internationalen Frauentag

Dreiunddreißig Jahre lang hieß die Fachzeitschrift für Medien „Der österreichische Journalist“. Die Frauen waren mitgemeint. Kritik daran gab es immer wieder, mal leiser, im vergangenen Sommer lauter (von Alexandra Wachter von Puls4). Das vorwiegend von Männern geleitete Magazin reagierte zuerst trotzig, war zuerst gegen eine Änderung, ließ sich aber umstimmen. Seit der Märzausgabe heißt es nun „Österreichs Journalist:in“. Passend zum gendergerechten neuen Namen und dem Frauentagsmonat März findet sich im Blatt ein Artikel darüber, in welchen Redaktionen Frauen die besten Führungschancen haben.

Gute Idee, noch besser war aber die Aufmachung des Artikels. Zwischen zwei Rankings mit Frauen in Führungspositionen bei einzelnen Zeitungen und Magazinen und in Medienhäusern wurden doch wieder drei Männer und keine einzige Frau mit Foto abgedruckt: Und zwar mit Horst Pirker (VGN), Florian Klenk („Falter“) und Martin Kotynek („Der Standard“) drei Chefs, die in ihren Medien vielen Frauen einen Job geben.

„Österreichs Journalist:in“ holt also nicht die Frauen in Tobjobs vor den Vorhang, sondern die Männer, die Frauen in diese Topjobs gebracht haben. Das ist so verkehrt gedacht, da nützt auch der neue Titel nichts.

So bleibt zum 8. März einmal mehr die simple Erkenntnis: Solange Texte dieser Art mit so wenig Gespür entstehen, werden wir ihn noch eine Weile brauchen, diesen Frauentag.

Reaktionen an: anna.wallner@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.03.2021)

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